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Minus-Archiv-Visionen 2007

August 2007

Stefanie Roenneke, Freitag, 31 August 2007, 16:16 Uhr

2

(1947)

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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 29 August 2007, 23:51 Uhr

Eine Minute Emotion

Ich habe diese Bücher nicht gelesen, keines, Dekoration, und vor mir liegen Briefe, Beauvoir an Sartre, Zelda an Scott, Scott an Zelda und ich habe diese Bücher nicht gelesen, herausgenommen, daran gerochen, vielleicht, und das Papier gefühlt, glatt, weich, zart zwischen meinen Händen, und bei Capote habe ich dieses Gefühl besonders genossen, sogar das Schriftbild als schön empfunden, und ich wünschte sie könnten mir wieder gefallen, die Wörter, die Bilder in meinem Kopf, aber vor allem die außerhalb, und vielleicht deshalb diese Briefe, die beginnen mit 'Liebster' und enden mit 'Lover', die beginnen mit 'Mein lieber Kleiner' und enden mit 'Ihr reizender Castor', wobei ich denke "Oh Gott, dieser Kitsch", zu Formeln erstarrt, für mich, und das Gefühl, als ich das aus Plastikperlen bestehende Kreuz um dem Hals, den Stiernacken, des Jungen sah und er zu überspitzt die Beine beim Sitzen spreizte, während seine Hand auf der Sporttasche ruhte, und dann zu Hause dennoch der starre Blick auf eine leere Seite vor blauen Hintergrund, und zwei Stunden für neun Zeilen, die mir nicht genügten und dann der Stift und der Block, keine Idee, aber immerhin eine Bewegung der Hand und das Geräusch des Stiftes auf dem Papier, den Druck von der Schädeldecke nehmend und aus der Ohmacht aufgewacht und Gefallen daran gefunden. Leben, eventuell. Ebenso wie der Antrag auf Kontenklärung der Deutschen Rentenversicherung mehr enthält als Fragen zur Person, sondern Geschichte, aufgeteilt in neun Abschnitte.

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Tenzing am Donnerstag, 30 August 2007, 16:31 Uhr:
Toller
Titel
Text
Trend


Jens Thiel, Dienstag, 28 August 2007, 13:58 Uhr

Diesen Sonntag: Großes Pyramidenfest

Programm und Daten zum Bus-Shuttle von Berlin und Erfurt/Weimar hier.
Kommt alle mit!

Flyer-Download kommt nach.

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Stefanie Roenneke, Dienstag, 28 August 2007, 12:33 Uhr

Das Haus.

Das Haus in der Stadt.

Das Haus in der Nähe der Wohnung, an deren Fenster Steine flogen. In Gedanken im Wohnzimmer stehend und fragend, welche Farbe die Stimme hatte, die man nur einmal zu hören bekam, weil man feststellte, dass das Telefon weder geklingelt hat noch eine Nummer gewählt wurde.

Das Haus in der Nähe des Strandes und in der Erinnerung die roten Sommer, die sich auf der Haut einbrannten und die Füße in uniformen Plastiksandalen steckten.

Das Haus in der Nähe der Straße, auf der ein Wagen fuhr, an dem nur die Karosserie neu war, und auf dem Rücksitz die Funktionärsgattin, die ihr italienisches Seidentuch von ihrem fetten Hals zog und es dem Fahrer nach vorne durchreichte.

Vielleicht die Erinnerung an die Mehlsuppe der Mutter, den specklosen Geruch im Flur, an das Geräusch der Zeit, die Standuhr, an das Gefühl der rauen Auslegware an den nackten Fersen des Mädchens, an die Geste und das Tuch: Immerhin etwas geschenktes Gefühl nach Jahren als Sprengmeister, Werftarbeiter - die Frau im Fischkombinat am Fließband eine krummen Rücken machend - und Fahrer bei der Staatssicherheit.

Lieber ein Haus für dich allein, sage ich ihr.

Und nach sechs Monaten Besuch von einer Bekannten.

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Ingo Niermann, Montag, 27 August 2007, 12:41 Uhr

MDR Sputnik

Dienstag, 28.8., nach 8: Interview zur Großen Pyramide
Mittwoch, 29.8., nach 7: Interview zu Breites Wissen

Achtung: Hier alles Wichtige zum Großen Pyramidenfest am kommenden Sonntag, den 2.9., in Streetz, Kreis Dessau-Roßlau.

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Cornelius am Mittwoch, 29 August 2007, 16:26 Uhr:
Leider das erste bereits verpasst. Und einen wichtigen Termin am Sonntag des Pyramidenfests. Ärgerlich. Wird wenigstens das erstere noch das Licht der (Youtube-)Welt erblicken?


Stefanie Roenneke, Sonntag, 26 August 2007, 20:20 Uhr

Vakuum

Es fängt damit an, dass das erste Wort des Satzes, den man zu sprechen beginnt, aus einer Unordnung heraus, artikuliert wird. Es führt über das Vergessen des abschließenden Wortes vor dem Punkt, das nicht gesprochen wird, weil der Anfang nicht mehr erinnert werden kann. Es endet damit, dass jemand hinter Ihnen, zwei oder drei Reihen entfernt, Ihren Satz zu Ende bringt.

Es gibt bekanntlich kein Gefühl nach dem Verlust des Vokabulars, denn es kann weder gedacht und gesprochen noch aufgeschrieben werden. Es existiert nicht. Erst jetzt - vorsichtig und die Unmöglichkeit umklammernd - sucht man, in der Dunkelheit des bilderlosen Kopfes, nach dem Grund des Verlustes: Keine Revolution, kein Krieg, kein Schiffbruch oder Erdbeben, keine avantgardistische Manie war notwendig, um die Nomen und Verben zu unterdrücken, die Syntax zu zerstören, die Interpunktion und Adjektive zu verschlucken.

Es ist allein das Lesen von, das Nachdenken über, das Denken in, das Blicken auf deine Worte, die mir genügten, um wie ein stinkender Fisch nach Luft zu schnappen, denn kein Vokal, kein Konsonant, weder Wort noch Satz, gehörte mir, sondern alles war immer schon dein. Unser.

Applaus im Varieté.

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Stefanie Roenneke, Samstag, 25 August 2007, 19:53 Uhr

How far can you go too far? (Folge 2)

"Finden sie nicht auch, dass herrlich ein schönes Wort ist. Also ich mag das?"

Oh nein, bitte sprechen Sie jetzt nicht weiter. Lassen Sie diese albernen Fragen, da ich weiß, dass es Ihnen ernst damit ist. Ich kannte Sie schon, bevor sie gekommen sind. Oh ja, lassen Sie uns in den Garten gehen. Lassen wir diese Herren hinter uns, die hinter uns über die Zukunft reden, die hier nie durch die Moschusdecke brechen wird, weil sie die Vernunft siegen lassen. Ich wusste, dass Sie über Camp schreiben. Man sagte es mir, bevor Sie es erwähnten. Oh wie schön, lassen Sie uns hier in der Mitte der geöffneten Flügeltür stehen bleiben. Ich hörte bereits von der Pyramide. Sie ist in aller Munde. Sehen Sie die Hermen epischer Dichter neben uns. Es sind Virgil und Ariost. Oh wie nett, aber irgendwie passt das nicht. Und hier, ich setze Ihnen den Lorbeerkranz auf den Kopf. Und ich weiß, dass Sie eine Verbindung zwischen der Pyramide und Camp herstellen. Ich wollte nur den Überraschten spielen. Nur für Sie. Dennoch bin ich gespannt, welches Argument sie bringen werden. Oh vielleicht sagen Sie, dass die Pyramide harte und moralische Regeln auflöst, sowie eine Trennung von konventionellen Standards vornimmt, weil durch die Pyramide, der in der Gesellschaft nicht hoch angesehene Tod zu einer Chance von heute und morgen transformiert, stilisiert wird: in Form einer Pyramide manifest gemacht. Oh ja, puritanisch und sittenstreng ist das nicht. Oh ja, und dann werden Sie meinen, dass durch die Unvereinbarkeit der Pyramide als Grab im Rahmen von Arbeitspolitik dieser besondere Effekt entstehe, der für viele mit dem Wort Zynismus kommentiert wird. Aber diese Leute haben eben nicht verstanden, dass alles eine Form der Darstellung eines Schauspiels ist, das Performance anstatt wirklicher Existenz bedeutet, Ästhetik anstatt Ethik. Oh ja, und die Nutzung des Stils kann so demokratische Möglichkeiten bieten, nicht wahr?

Er antwortet nicht auf meine Frage, als wir in großen bedächtigen Schritten das Haus verlassen. Er bleibt zwischen den geöffneten Flügeltüren in der Mitte unter dem Türrahmen stehen. Er hält mich am Arm fest. Er nimmt den Lorbeerkranz von Virgil und setzt ihn mir auf den Kopf. Dabei lächelt er verschmitzt. Was für ein Spinner.

"Sie sind eine fürchterlich alberne Person."

"Ich weiß."

"Aber ich finde, dass ist eine gute Voraussetzung und zudem sind sie mir eine angenehme Abwechslung zu den anderen Herren, die dort drinnen über unsere Zukunft verhandeln und an den Grenzen scheitern, die sich selbst gesetzt haben."

Ich beginne in meiner Tasche zu kramen. Wo sind nur die Zigaretten und die acht Feuerzeuge?

"Sie schreiben also?"

"Ich lerne zu lesen, würde ich sagen."

"Eine Kunst des Lesens."

"Nun ja, wohl eher eine Kunst der Verlesens!"

Ich ziehe eine Toblerone aus der Tasche, die ich den Abend zuvor geschenkt bekommen habe.

"Hier halten sie. Aber nicht essen. Ich brauch das gleich noch."

In der dritten und letzten Folge von "How far can you go too far" werden folgende Fragen sehr ausführlich - ausführlicher als Sie es sich wünschen - diskutiert: Was wird als nächstes geschehen? Wird er die Toblerone doch essen? Wo sind die Zwerge? Und überhaupt, sind die Gedanken über die Pyramide wahr oder ist alles nur eine Lüge!

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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 22 August 2007, 15:04 Uhr

Vergleiche

Wie der Geruch des Aufhellers, der auf Haare rieselt, morgens, gegen sieben Uhr.

Wie das Zücken des Stiftes beim gleichzeitigen Herausnehmen des Notizbuches, an einem Montag, dort am Bahnhof gegen 23 Uhr 10, Stiefel, Hose, Bluse, Jacke tragend.

Grün war der Stift.

Wie das Fixieren mit Haarspray, des aus roten und gelben Zucker gegossnen Familienwappens.

Bald ward nichts mehr zu erkennen: Die Farben verblichen, der Staub dominierte die Form.

Wie das Sitzen in den Gängen, mit dem Geruch von Linoleum in der Nase und den Spuren derer, die schon vor dir da waren, hinter dir, auf Kopfhöhe, an der grau gestrichenen Wand.

Wie das Öffnen der Hand, die zum Greifen bereit nur Luft fangen wird.

Wie das Liegen auf Marmor.

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Stefanie Roenneke, Dienstag, 21 August 2007, 15:56 Uhr

Die Liste (5)

Gesagt, gehört, gewesen.

(1) "Wenn ich gewusst hätte, dass Sie hier sind, dann wäre ich nicht gekommen!"

(2) "Frau Roenneke, das hier ist nicht nur ein Thekengespräch."

(3) "Den Menschen fehlt es an Ironie."

(4) "Ich bin immer so enttäuscht, wenn ich auf www.minusvisionen.de gehe und dann nur diese Lückenfüller sehe. Ich will doch etwas lesen und mir keine Bilder anschauen."

Beispiel

(5) "Wir haben die gleiche Shoppingmentalität. Wir gehen in einen Laden rein und nach fünf Minuten mit der typischen Polyesterhandbewegung wieder raus."

(6) Das Stück Seife gleitet auf ihren Händen. Sie balanciert ihre Finger auf der glitschigen Oberfläche aufgeregt hin und her, bis sich zarter weißer Schaum bildet. Und das Mattscheibenmädchen reibt sich damit ihr junges Gesicht ein. Sie wäscht sich, vor der mit Wasser gefüllten Emailleschüssel hockend, und aus dem Off ihre Stimme: "Man sagt der Schlaf geht mit der Liebe. Ich schlafe zu viel [...] Wenn ich groß bin, möchte ich entweder Sängerin werden oder Lehrerin, dann aber richtig mit schlagen und so [...]". Schwarzblende. Sie schlängelt sich in organischen und ruhigen Bewegungen mit ihrer Schwester durch den Großstadtfluss, bestehend aus hupenden Automobilen, Fahrrädern und hastig laufenden Menschen, eingehüllt in die staubig gelbe Luft, die versucht sich vom Boden zu erheben, doch auf diesem Weg über den Köpfen hängen bleibt. Eine Decke, die Körper einhüllend, bis diese von ihr durchstoßen wird. Es geschieht so, als hätte sie nie etwas anderes getan, dort auf einer Straße, die keine war.

(7) "Und jetzt packen Sie Ihren Eros und Intellekt zusammen und machen etwas daraus."

(8) "Wann werden wir uns gestern treffen?"

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Stefanie Roenneke, Samstag, 18 August 2007, 14:24 Uhr

So gesehen (1)

Betrachten Sie die Bilder. Lesen Sie den Satz zwischen den beiden Trennlinien laut. Halten Sie nach dem Lesen des Wortes ach kurz inne und stoßen einen kleinen - fast melancholisch anmutenden - Seufzer aus, erfreuen sich an dem Klang Ihrer Stimme und fahren fort. Diskutieren Sie die Frage nur mit Ihren besten Freunden oder dem umstehenden Servicepersonal.

-----

Ach, da kann man sich fast gar nicht entscheiden.

-----
Die Frage - Sie ahnen es natürlich - lautet nicht, welche ist die richtige oder falsche Perspektive? Die Frage lautet, welche ist die schönste?

Bitte wählen Sie!

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Till Huber am Montag, 20 August 2007, 15:30 Uhr:
Das ist wohl so eine Art photographische Organza-Möbius-Schleife. Ich finde das obere besser. Ist das die Bochumer Uni? Universitäten können ruhig so aussehen. Bildung ist eine Ware und um die wird gekämpft (Schießscharte im Vordergrund).

Stefanie Roenenke am Montag, 20 August 2007, 17:48 Uhr:
Ja, es ist die Bochumer Uni.
Ist sie nicht wundervoll modern...in Vollendung.
Die Idee dahinter ist aber gut, immer noch und trotz allem.
Und keine Schießscharten, wo denken Sie hin?


Stefanie Roenneke, Freitag, 17 August 2007, 11:47 Uhr

1

(1946)

57 Freitage

57 durchnummerierte Fotografien (1-57)

57 Bilder aus einem Leben (07.12.1946 - 21.12.2003)

01 Minusvision

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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 15 August 2007, 21:34 Uhr

Die Liste (4)

(1) Sehr geehrte / Sehr geehrter

(2) Liebe / Lieber

(3) S, kennst Du das?

(4) Hochachtungsvoll.

(5) Mit freundlichem Gruß.

(6) Mit freundlichen Grüßen.

(7) Herzlich.

(8) Herzliche Grüße.

(9) Lieb Gruß und gut Nacht.

(10) Beste Grüße.

(11) Ihre / Ihr

(12) Deine / Dein

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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 15 August 2007, 10:36 Uhr

Abgabe 31. Oktober 2007

"Camp und Prosa. Camp in der Literatur am Beispiel der Prosaauszüge der Autoren Irving Rosenthal, Kirby Doyle und Hubert Selby sowie dem Roman 1979 von Christian Kracht."

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Stefanie Roenneke, Dienstag, 14 August 2007, 21:33 Uhr

Geschwommen.

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Stefanie Roenneke, Montag, 13 August 2007, 22:53 Uhr

How far can you go too far? (Version 2 von Folge 1)

Für die Freunde der Großen Pyramide

Oh, ich hasse diese Clubs. Was eine Lüge war. Ein wenig zu viel Purpur an den Wänden und ein wenig zu viel Organza auf den Tischen, ein Stoff, den Katharina immer besonders liebte oder war es anders herum?

Die Hosenträger sind falsch gewählt. Das wusste ich schon, als ich sie umständlich an den dunkelbraunen Tweedrock klippte. Hatte ich überhaupt ein Oberteil an? Ob mich wohl mein verkniffenes Gesicht verraten würde?

Oh, und da sitzen sie: redend, aber meistens rauchend, diskutierend, aber meistens trinkend. Eigentlich kamen sie durch das ganze Rauchen und Trinken auch nicht zum Reden. Was machten die da? Naja, ich nehme mir erstmal ein Glas. Ich wollte doch irgendwie dazugehören. Gerade will ich das Partywürstchen in den Mund stecken, da kommt ein großer Mann auf mich zu und streckt mir seine Hand zur Begrüßung aus. Ich kaue erstmal, verschlucke mich, niese und versuche dennoch souverän zu wirken. Mist, dachte ich mir. Jetzt konnte ich nur noch gewinnen.

"Was machen Sie denn so?"

"Ich schreibe."

"Worüber denn?"

Ich schiebe mir noch ein kleines Würstchen in den Mund, weil ich ahne, wie dieses Gespräch verlaufen würde, welche Frage jetzt käme und wie ungeschickt ich antworten würde, natürlich kauend mit einer feuchten bis bröckeligen Aussprache.

"Camp und Prosa."

"Was ist das?"

"Was jetzt? Camp oder Prosa?"

"Wollen Sie mich hinters Licht führen. Ich weiß natürlich, was Prosa ist. Und ich weiß auch, dass es bei Camp nicht ums Zelten geht!"

"Naja, kommt darauf an."

"Bitte?"

Ich murmle: "And camp will be described [...] as a queer, twisted discursive building."

"Frau - äh - wollen sie mir nicht antworten?", grollte es aus seinem Hals zu dem ein recht großer Adamsapfel gehörte. Ich kippe meinen Kopf und ja, aus dieser Perspektive hatte er ein Matterhorn in Miniatur am Hals kleben.

Ich flüstere: "Eine ästhetische Erfahrung. Um es kurz zu machen."

Und auch irgendwie nichts zu sagen.

Zwerge mit bunten Zipfelmützen laufen an uns vorbei und faseln: "Meta, Meta, Meta, immer Meta."

Nachdem ich versucht hatte eine Antwort zu geben und mich dabei schon wieder verschluckte, waren sie wieder da: die Fragen. Diese ließen mich auch nicht mehr los. War Camp eine ästhetische Erfahrung? Wenn ja, wer ist das Camp-Subjekt? Worauf reagiert das Camp-Subjet? Oder war Camp einfach ein spezifischer Produktionsmodus? Und überhaupt, welche Funktion hat Camp? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich nur schon gesagtes wiederholte. Irgendwie fühlte ich mich leer, vielleicht war auch etwas in dem Würstchen.

"Und was machen sie so?"

"Ich baue."

"In die Höhe oder in die Breite?"

"Beides, aber immer symmetrisch."

"Mhm, das ist ja interessant. Ich weiß, das ich hier keinen guten Eindruck hinterlasse, aber ich hätte da etwas, was sie interessieren könnte."

Fortsetzung folgt, die ist dann noch schlechter geschrieben, aber mit viel Liebe.

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Ingo Niermann am Dienstag, 14 August 2007, 08:48 Uhr:
Ich bin mir sicher, noch nie in einem deutschen Roman das Wort Organza gelesen zu haben. Sagt das nicht alles? Ich meine: Kann man mit Organza nicht alles erklären?

Stefanie Roenenke am Dienstag, 14 August 2007, 09:37 Uhr:
"[...] seine tiefschwarzen Haare waren oben mit einer Organzaschleife zusammengebunden [...]"

In füheres Indiz für das Wort Organza im Roman (VÖ 2001). Ich finde das könnte man ausbauen: Der Organzadiskurs in der deutschsprachigen Nachkriegsliertatur. Besser als der Maulwurfdiskurs bei Herder es jemals sein könnte.

Stefanie Roenenke am Dienstag, 14 August 2007, 09:38 Uhr:
Entschuldigung. Das Zitat stammt aus "1979".

Christian Kracht am Donnerstag, 16 August 2007, 11:06 Uhr:
Die Organzaschleife im Haar Mavrocordatos ist natürlich der Haartracht von Trevor Tahiem Smith, Jr. entlehnt, bekannt als "Busta Rhymes". Ingo, das hattest Du mir doch im Jahr 2000 selbst empfohlen.

Stefanie Roenenke am Freitag, 17 August 2007, 11:50 Uhr:
Toll!


Stefanie Roenneke, Sonntag, 12 August 2007, 11:57 Uhr

Freunde

Katje Brinckmann, die Speisekarte lesend.

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Stefanie Roenneke, Donnerstag, 09 August 2007, 23:02 Uhr

Neulich, irgendwo

Es war richtig hier her zu kommen.
Ich weiß, dass es richtig war, wie ich mich verhielt.
Jede einzelne Bewegung von mir war korrekt.
Und ich weiß, dass es richtig ist, wie ich hier so stehe.
Ich weiß nicht worauf ich stehe: Sand, vielleicht.
Ich weiß, dass ihr falsch liegt. Dieses Mal und die Male davor.
Und ich weiß, dass es richtig ist, mit meiner Zunge über meine Lippen zu fahren, sie anzufeuchten, obwohl sie schon ganz rissig und wund sind.
Und ich weiß, dass es falsch ist, wie ihr euch hinter uns formiert.
Und ich weiß, dass ich in jedem Moment richtig gehandelt habe, weil ich es war.

Und ich sehe uns von oben, wie wir fallen.
Unsere Körper fallen auf den Boden, der sich unter uns befand.
Staub.
Roter Rahmen um uns.

Und mir wurde bewusst, dass mein Urteil, alles richtig gemacht zu haben, rein subjektiv war.

Alles andere war nur Politik.

Keine Nachricht über uns.
Später dann unter Vermischtes.

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Stefanie Roenneke, Donnerstag, 09 August 2007, 13:50 Uhr

Fazit (3)

In einer Arbeitspause fiel mir ein Aufsatz in die Hände, den ich vor zwei Jahren geschrieben habe, hier unter Aussparung des Mittelteils und aufgrund heute festgesteller Schreibunfähigkeit wiedergebe.

Einleitung
„Verdienst gleich Vorname?“ lautete der Titel eines kleinen Beitrages in der F.A.S. vom 12. Juni 2005 im Zusammenhang mit einer Studie einer Leipziger Wissenschaftlerin, die sich dem Abhängigkeitsverhältnis von monatlichen Einkommen und Namenspräferenzen widmete. Die Forscherin Gabriele Rodriguez ist zu dem Ergebnis gekommen, dass mit steigendem Verdienst klassische und überlieferte Namen bevorzugt werden, wogegen Kinder aus Arbeiterfamilien oftmals sogenannte Trend- oder Modenamen erhalten. Natürlich wird die Aussage außerhalb dieser Studie nicht nur auf die Unterscheidung von Nils und Tom (Arbeiter), Lucy und Chiara (Mittelstand) oder Leander und Friederike (Akademiker) reduziert, sondern durchaus auf die Wahl jegliche kultureller Erzeugnisse erweitert – eine Grundvoraussetzung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Betriebs. Schließlich genügt auch nur ein Blick auf die Menschen und auf die bunte Produktpalette an kulturellen Gütern, die einen umgeben oder die man täglich beobachten kann um festzustellen, dass einerseits jeder und alles mit einem spezifischen Geschmack verbunden ist, andererseits jeweils kleinere oder größere Unterschiede feststellbar sind: Angefangen bei der Wahl des Lieblingsbuches bis hin zur liebsten Fernsehserie. Ist demnach Geschmack nicht natürlich und subjektiv, sondern durch soziale Herkunft und Grad der Ausbildung determiniert?

In der folgenden Auseinandersetzung mit Pierre Bourdieus Text „Die feinen Unterschiede“ sowie der Versuch der selbständigen Einordnung in Bourdieus Klassenstruktur werde ich zunächst grundlegende Aussagen Bourdieus, die für diese Aufgabe relevant sind, zusammentragen. In dem folgenden Abschnitt werde ich kurz meine Beispiele vorstellen und abschließend eine Einordnung vornehmen. (Die beispielhafte Darstellung der eigenen Person setzt natürlich voraus, dass ich mir meiner Präferenzen und der daraus resultierenden Position versuche ehrlich und frei von Ironie gegenüberzutreten. Dementsprechend ist alles wahr, oder so.)

Am Beispiel von ...
Stefanie R., 23, hat erst Abitur gemacht, dann eine Ausbildung zur Fotografin begonnen, diese aber nach anderthalb Jahren abgebrochen; sie hat drei Jahre Germanistik und Politikwissenschaft studiert und wird ihr Germanistikstudium in Bochum beenden. Ihr Vater war Konditormeister, ihre Mutter ist Verkäufern. Sie lebt in einer Einzimmerwohnung mit einem kleinen Flur; ihre Möbel sind schlicht und funktional, die Farbe weiß dominiert. An den Wänden befinden sich kaum Bilder, nur eine Collage direkt über der Couch. Auffällig sind vier Bücherregale, die weitestgehend vollgestellt sind mit unterschiedlichen Sachbüchern, Romanen und Bildbänden. Einer ihrer Lieblingsautoren sei Jörg Fauser, obwohl „es mir immer sehr schwer fällt meine Entscheidung auf einen bestimmten Autor oder ein bestimmtes Werk zu reduzieren“, da sie sich nicht entscheiden könne, denn „wenn man sich mit etwas auseinandersetzt, kann ich für vieles ein reges Interesse entwickeln, im positiven wie auch im negativen Sinne“. Demnach könne sie als Lieblingsbuch viele nennen. Sie hat Jörg Fauser mit „Der Schneemann“ gewählt, da sie den Namen des Autors zwar im Kontext ihres Studiums schon einmal gehört hätte, aber dennoch „erwartungsfrei und ohne kanonisiertes Wissen und gewollt distinguierende Anstrengungen gegenüber sich selbst“ das Buch gelesen habe. Auf die Frage warum sie das Buch möge, hat sie geantwortet, dass die Geschichte „so herrlich absurd“ und „so herrlich komisch und gleichzeitig tragisch und schwer“ sei sowie es „in Form und Inhalt konträr zu dem stehe, was ich sonst bevorzugt hätte: schwere verschachtelte Kost“. Interessant finde sie die roten Fäden in Fausers Werk und die Variationen dessen oder „die immer gleichen Stories neu kompiliert zwischen Roxy Bar und Schmalen Handtuch“.
Der Fernseher steht auf dem Boden und ist ausgeschaltet, oft genug auch „aus Protest“, da „meine gesamte Sozialisation über irgendwelche Medien verlaufen ist und das Fernsehen zu den schlimmsten gehört.“ Eine Lieblingsserie hat sie nicht mehr, aber wenn sie eine nennen müsste, dann wäre es die Comicserie „Die Simpsons“. Das tolle an Comics wäre, dass „immer alles gleich bleibt: Die Charaktere, die Stadt, die Häuser, die Komik, eine fiktive Welt voller Stereotypen“. Sie sagt, dass jede Serie so funktioniere, doch das man beim Sehen eines Comics mehr lache, da durch die Form des Comics (fast) alles darstellbar ist“.

Fazit
Die Klassifizierung von Bourdieu im Zusammenhang mit meiner Wahl eines Lieblingsbuches sowie einer Lieblingsfernsehserie hat mich zu dem Schluss kommen lassen, dass ich ausgestattet mit einem geringen ökonomischen Kapital sowie einem geringen geerbten kulturellen mittleren bis hohen Bildungskapital der Klasse des neuen oder genussorientierten Kleinbürgertums zugeordnet werden kann. Obwohl ich zunächst der Meinung war eine Position zwischen exekutiven und neuen Kleinbürgertum einzunehmen. Diese Einstellung resultiert aus den folgenden Faktoren unabhängig von den hier zu erläuternden Beispielen kultureller Güter: soziale Herkunft, Höhe des kulturellen und ökonomischen Kapitals sowie Akkumulationseifer.
Mein kultureller Konsum, der beispielhaft an Buch und Serie sowie der damit verbundenen Einstellung gegenüber den Werken veranschaulicht worden ist, zeugt von einem Hang sich bewusst spielerisch und mit einer Tendenz zum sozialen Bluff einer Kategorisierung und der Aufspaltung meiner ästhetischen Einstellung in eine populäre oder legitime zu verweigern. Einerseits bezeugen die Wahl von Jörg Fauser und einer Comicserie von einer Präferenz populärer Ästhetik und demnach einer ästhetischen Einstellung, die keinen Unterschied macht zwischen Kunst und Leben, die vergnügt und unterhält und nicht gefällt – ein affektiver Sinnengeschmack. Andererseits veranschaulicht meine Wahl eines ehemaligen Undergroundautors und des Comics im Zusammenhang mit dem Interesse auf die Form eine Distanz gegenüber dem Dargestellten sowie eine Legitimierung von populären Formen, welche erstens durch mein institutionell und autodidaktisch erworbenes kulturelles Kapital ermöglicht wurde und der daraus resultierenden Haltung gegenüber dem Monopol legitimer Kulturgüter.

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Christian Kracht am Freitag, 10 August 2007, 10:10 Uhr:
Das ist wirklich erstaunlich. Vielen Dank.

Till Huber am Freitag, 10 August 2007, 14:28 Uhr:
Es gibt so eine Agentur zur Vermittlung von WG-Zimmern, die ihre Bewerber nach Musikrichtungen einteilt, weil z.B. die Techno-Hörer auch mal in der Woche 'Party machen'.


Stefanie Roenneke, Dienstag, 07 August 2007, 13:31 Uhr

Fazit (2)

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Till Huber am Mittwoch, 08 August 2007, 09:35 Uhr:
ärgerlich! ich wurde kürzlich von einem Mitarbeiter des HVV verwarnt und musste zehn Euro zahlen, weil ich wegen eines starken Regenschauers mit meinem Fahrrad in die U-Bahn geflüchtet war, in der man aber - was ich gar nicht wusste - zwischen 16 und 18 Uhr keine Fahrräder mitführen darf. Ich fragte den Kontrolleur, ob das ein Phantasiebetrag oder ein erhöhtes Fahrgeld für das Fahrrad sei. Diese Frage konnte er nicht beantworten und schickte mich hinaus in den strömenden Regen. Ich sagte, ich fände das sehr unhöflich.

Ingo Niermann am Mittwoch, 08 August 2007, 10:08 Uhr:
Was, wenn einem Fahrkartenentwerter die Farbe ausgeht? Datum, Zeit und Ort des Fahrtantritts stanzen sich deutlich hör-, fühl- und auch sichtbar in die Karte. Wäre dann nicht ein neuerlicher Entwertungsversuch ein unzulässiges Zweitentwerten?
Kürzlich geriet ich in mit einer farblos entwerteten Fahrkarte in eine Fahrkahrtenkontrolle und wurde genötigt zu unterschreiben, ich sei ohne gültige Fahrkarte gefahren. Meine Fahrkarte wurde ohne Beleg einbehalten. Zwar wurde die Forderung nach einem "erhöhten Beförderungsentgeld" später aufgehoben, allerdings nur aus Kulanz.

Stefanie Roenneke am Mittwoch, 08 August 2007, 10:42 Uhr:
Ich hatte in Hamburg eine Profi-Card und in Bochum fahre ich immer mit meinen Studentenausweis durch die Gegend, auf dem liebevoll 'SS 07 - Freie Fahrt im VRR' steht.

Zu Beginn eines neuen Semesters lässt man sich einen neuen Aufdruck machen. Dazu steckt man die Karte in ein Gerät, das optisch einem Geldautomaten gleicht. Dumm nur, dass ich zu Beginn des 2. Semester meinen Studentenausweis (eine Plastikkarte) in der Hosentasche trug, mich setzte und sie in zwei Teile brach. Seitdem hält ein dreckiger Tesafilm die Karte zusammen. Aus diesem Grund bin ich immer Schweiß gebadet, wenn ich die Karte in diesem Automaten stecke, denn der Tesafilm könnte schmelzen, die Karte könnte auseinanderfallen und in zwei Teile brechen und somit das Gerät zerstören.

Folge: Ich müsste für das Gerät zahlen und mir einen neuen Ausweis machen lassen, der – immer noch – zwischen 10 und 20 Euro kostet.

Till Huber am Mittwoch, 08 August 2007, 10:49 Uhr:
unfassbar! Berlin betreibt in dieser Hinsicht eine noch radikalere 'policy of the madhouse'. Gestatten Sie mir eine weitere Anekdote? Ich bin mir darüber bewusst, dass Meckern über hvv, bvg, deutsche bahn etc. etwas rentnerhaftes hat. In Berlin war ich mit dem Fahrrad auf der Skalitzer Str. zwischen Kottbusser Tor und Potsdamer Platz unterwegs. Zwei dubiose Mitarbeiter des Ordnungsamtes forderten wiederum 10.-, weil ich mit dem Fahrrad auf dem ca. 10 m breiten Fußweg gefahren bin. Es gibt dort keinen Fahrradweg, die Skalitzer Str. ist zweispurig und relativ eng. Wenn man nicht wegen einer Kohlenmonoxidvergiftung vom Fahrrad fällt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man von einem Lkw oder einem getunten Golf gti überrollt wird. Als Fahrradfahrer auf dem Fußweg stelle man aber eine Gefahr für die 30m entfernte Bushaltestelle dar. Ich war so perplex, dass mir erst später einfiel, dass das Ordnungsamt ja gar nicht das Recht hat, jemanden festzuhalten. Ich hätte einfach weiterfahren können.



Stefanie Roenneke, Montag, 06 August 2007, 19:45 Uhr

Fazit (1)

Liebe E.,

heute erhielt ich Ihre Karte. Vielen Dank. Das Bild gefällt mir gut, das, wie Sie es benannt haben, klassische Griechenlandmotiv. Ich hoffe, Sie erholen sich gut, schöpfen neue Kraft für Ihre Promotion und werden – so nebenbei - schön braun.

Diese räumliche Distanz gibt mir die Möglichkeit, Ihnen zu beichten, dass Anna und ich gestern auf der documenta waren. Waren Sie schon da? Ich weiß, wir planten einst, dass ich Sie in Frankfurt besuchen komme und wir gemeinsam nach Kassel fahren. Ich glaube, dass mich mein schlechtes Gewissen plagt. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Zuletzt trafen wir uns auf der Graduiertenverabschiedung, die Ihnen gebührte. (Ich würde Ihre Arbeit gerne lesen.)

Wenn Sie noch auf die documenta fahren, wovon ich ausgehe, dann sollten Sie drei Tage einplanen. Somit hätten Sie Gelegenheit alles in Ruhe zu sehen, die Möglichkeit vor einzelnen Werken stehen zu bleiben und wären nicht – wie die anderen – damit beschäftigt, den Fotoapparat herauszuziehen, abzudrücken und zu gehen. Bitte lassen Sie sich nicht von dem Gekritzel in der Stadt irritieren. (Lesen Sie dazu den Kommentar von Ingo Niermann.) Das sind meistens Wegweiser. (Vielleicht soll darauf hingewiesen werden, dass die Handschrift nicht aussterben soll. Auch ich schrieb diesen Brief mit einem Stift auf Papier. Welche Anstrengung: Das Lesen viel mir schwer, denn einige Wörter bestehen nur aus senkrechten und waagerechten Strichen. Das Schriftbild gleicht einer Formelsammlung.) Was nicht auf den Wegweisern stand, war der Hinweis auf einen Interview-Marathon, den wir besucht haben. Es viel oft das Wort Manifest und Sie wissen doch, wie sehr ich dieses Wort mag.

Ach, wir hätten mit Sicherheit Spaß gehabt. Und Sie hätten auch auf das Herzlichste über mich lachen können, wie ich so durch Räume und über mich stolpere.

Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Wir könnten dann in den Shop gehen. (Das Bild, das die Fassade des Shops ziert, finden Sie in Acid S. 262-263). Mir fällt ein, dass wir endlich den Satz erfüllen sollten, den ich damals auf ein Foto schrieb, das ich Ihnen gab: Lass uns endlich mit nackten Indianern in die Illustrierten fahren. Ich hoffe, Ihr Freund wird nichts dagegen haben. Liest er wirklich Homer im Urlaub? Konnte ich Ihre Schrift entziffern?

Ich habe vor kurzem erneut in dem Buch gelesen, das Sie mir letztes Jahr schenkten.

(Ich bin eine schlechte Leserin, nicht einmal eine leidenschaftliche, höchstens eine disziplinierte und selbst das fast nicht. Ein wenig traurig, aber motiviert.)

Auf bald!
Ihre S.

P.S.
"Es gibt kein Ich, sondern nur Beziehungsgefüge."
(Oh, lass es Gelatine sein.)

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Eva Modrey am Samstag, 25 August 2007, 23:13 Uhr:
Liebe Frau R.,
wie wunderbar.... Lassen Sie uns schnell in die Illustrierten fahren, denn dort ist das Wetter schön....
Um ihre Disziplin zu steigern, die zur Leidenschaft werden kann, schauen Sie vorbei: http://www.evote.de/cgi-bin/evote2/stest.cgi?name=fb93&from=rss. Ein wunderbarer Zeitvertreib, finden Sie nicht?..... Herzlichst Ihre Frau M. aus FFM.


Stefanie Roenneke, Samstag, 04 August 2007, 12:40 Uhr

Automatismen

Ada und Johanna sitzen an einem Tisch: essend, trinkend, rauchend, redend. Ada hält ihre zwanzigste Zigarette in der Hand.

"Mein Hals und meine Lunge schmerzen."

"Zu viel oder wirst du krank?"

Johanna steht auf. Ada folgt ihr. Sie ziehen die Tür von außen zu und Ada lässt das Kleingeld in den Händen tanzen, das Johanna aus ihrer Tasche gekramt hat. Sie gehen in eine Gaststätte. Zwei Männer kommen ihnen entgegen, gehen an ihnen vorbei und verlassen das Lokal.

"Der eine sah gar nicht mal schlecht aus?"

"Ja. Guter Rücken."

 

In einer dunklen Ecke stehen sie vor einem Zigarettenautomaten. Die Stadtmagazine und Werbekarten, die auf dem Automaten liegen, sind alt und mit Staub bedeckt. An den Türen zur Damen- und zur Herrentoilette sind Fett- und Dreckspuren sichtbar. Ein merkwürdiger Geruch breitet sich in der Luft aus. Aus eine braunen Anlage dringt Musik. Der Barmann hustet.

"Hast du eine Karte mit dabei?"

"Nein. Brauchen wir eine?"

"Ja."

Ada zählt noch einmal das Geld nach. Johanna geht zum Tresen und bittet den Wirt um eine EC-Karte für den Zigarettenautomaten. Er gibt ihr eine Plastikkarte, an der eine ausgefranste und leicht feuchte Kordel hängt.

"Zuerst die Karte, dann das Geld einwerfen und dann die Marke wählen."

"Scheiß Zigarettenautomat."

"Immerhin ist es eine Erfahrung wert.", sagt Johanna belustigt.

"Du und dein Gerede."

Sie treten aus dem Lokal heraus. Es fängt an zu regnen.

"Wollen wir morgen zur documenta fahren?"

"Kunst fördert Erfahrung, nicht wahr?", sagt Ada in einem schnippischen Ton.

"Schon möglich."

Johanna wirft Ada einen bösen Blick zu.

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Ingo Niermann am Sonntag, 05 August 2007, 07:20 Uhr:
Besondere Fördermittel in diesem Jahr: Bleistifte in verschiedenen Farben, bedruckt mit Künstlersprüchen über die jeweilige Farbe (um für Farben zu sensibilisieren); die Kästen, in denen die Lüftungsrohre der Auepavillons enden, sind mit Goldfolie beklebt (um zu verschönern); viele Autos sind mit Documenta-Wimpeln bestückt (um seine persönliche Begeisterung für die Documenta zu bekunden); die Buchstaben für die Wegweiser zu Toiletten und Ausstellungsorten sind von Hand geschrieben (um zum Nachdenken anzuregen: Warum bin ich mir so sicher, daß ein Mensch, der solche leicht fahrigen, eher länglichen, mit spröden Rundungen ausgeschmückten Buchstaben schreibt, gerne zwei Gläser Wein trinkt, sich als Gourmet versteht, überhaupt als Kenner, der über viel Selbstbewußtsein verfügt und glaubt, sich deshalb nicht unnötig in den Fordergrund drängen zu müssen?)


Stefanie Roenneke, Freitag, 03 August 2007, 11:00 Uhr

Programmhinweis

Lieber Leser,

in der kommenden Woche werden die Einträge von Stefanie Roenneke unter folgendem Motto stehen: schlechter geht es nimmer. Hiefür ist der Grund, dass sich Stefanie Roenneke an die Bearbeitung wichtiger Texte macht. Im Vordergrund steht das Verfassen eines Exposés, das am Montag (so gegen 15 Uhr 05 vom Dozenten und Erstgutachter, der im Oktober abzugebenden Arbeit) zerrissen werden wird. Dieser Vorfall wird Stefanie Roenneke in eine produktive Melancholie stürzen. In diesem drei Tage anhaltenden Zustand wird sie Wege finden, ihrem Germanistikstudium erneut Sinn zu verleihen. Sie wird die Strategie der hobbyhaften Textproduktion nutzen. Auf jeweils kompakten drei Seiten (Schriftart: Arial; Schriftgröße: 10; Zeilenabstand 1,5; Blocksatz; Silbentrennung) wird sich Stefanie Roenneke folgenden Themen widmen:

1. Ist eine bestimmte Ausprägung der Pyramide Camp?

2. Was haben Christian Kracht und David Woodard tatsächlich in Cefalù gemacht?

3. (Ein Einfall, der kam, als sie in dem Presse&Buch-Shop am Hbf stand.) Warum ist die VANITY FAIR really das unterhaltsamste Magazin in Deutschland? (Es werden auftauchen: Lady Diana; Tom Ford (ehemals GUCCI) - der für die Ästhetisierung der Welt eintritt - in einem blauen Samtmantel, vor einem Warhol stehend und (ein Bild vorher) mit einem Buch von Christopher Isherwood in der Hand sowie die Würdigung des äußerst charmanten Vergleichs zwischen einem Gucci-Loafer und einem Armeestiefel.

Letzteren Text werden Sie mit Sicherheit hier nachlesen können.

Also, seien Sie nicht verwundert über das, was kommen mag.
Seien Sie sich im Klaren, es ist alles so gewollt.

Was wäre ich ohne Sie, lieber Leser.

Ihre
Stefanie Roenneke

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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 01 August 2007, 15:00 Uhr

Der lange Schatten großer Dinge

Hans und Siegfried sitzen, vor ihren aufgeschlagenen Laptops gelehnt, an einem Tisch.

"Sehr geehrter Herr Wagner. Wie findest Du das?"

"Förmlich."

Schweigen. Sie halten je ein Horn aus Elfenbein in der Hand, das mit Weißwein gefüllt ist. Sie prosten sich zu, nehmen einen Schluck und setzen das Horn zurück in die Messinghalterung. Siegfried zieht langsam die letzte Zigarette aus der Schachtel. Er legt die leere Packung in die Mitte des Tisches. Hans wendet seinen Blick ab und starrt auf den Fernseher, der stumm, nur Bilder zeigt.

"Der Nachtportier?", fragt Siegfried versöhnlich.

"Ja. Ich habe noch vier Euro in der Tasche. Wollen wir Zigaretten kaufen gehen?"

Siegfried antwortet nicht, sondern klappt seinen Computer zu, der sich automatisch in den Standby-Modus schaltet. Da es nach Mitternacht ist, gehen Hans und Siegfried in den "Alten Hof". Die Theke glänzt klebrig im schummrigen Licht. Der Wirt hat vernarbte Arme.

"Salzfäden, immer diese Salzfäden.", sagt Hans im Vorbeigehen.

Während Siegfried, vor dem Automaten stehend, seine EC-Karte sucht, geht Hans auf Toilette. Er pinkelt neben das Klo, wäscht sich drei Mal die Hände und grinst beim Verlassen sein Spiegelbild an.

"Ich hab´s.", ruft Siegfried.

"Gut."

Sie setzen sich wieder an den Tisch, der diagonal im Raum platziert ist. Der Fernseher bleibt ausgeschaltet.

C'mon everybody and lets get together tonight
Got some money in my jeans and I m really gone spend it right
No more movies for a week or to no more running round with the usual crew.

"Wir sollten auf jeden Fall mit Dionysos unterschreiben."

"Ach herrje."

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