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Minus-Archiv-Visionen 2007
Juli 2007
Stefanie Roenneke, Montag, 30 July 2007, 21:46 Uhr
Ort der Besinnung
Stefanie Roenneke wundert sich seit dem 23. Januar 2007 über vieles.
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kunstbetrieb am Samstag, 04 August 2007, 16:08 Uhr:
besser als stillstand.
Ingo Niermann, Montag, 30 July 2007, 10:58 Uhr
Interview-Marathon Deutschland
Sonntag, 05. August, 14-21 Uhr
documenta 12
archplus Projektraum im Kulturbahnhof
Bahnhofsplatz 1
Kassel
Rem Koolhaas und Hans Ulrich Obrist interviewen:
Gottfried Böhm (*1920, Architekt, Köln)
Hannes Böhringer (*1948, Philosoph, Berlin/Braunschweig)
Arno Brandlhuber (*1964, Architekt, Berlin)
Harun Farocki (*1944, Filmemacher, Berlin)
Jeremy Gaines (*1958, Publizist, Frankfurt/a.M.)
Manfred Grohmann (Ingenieur, Frankfurt)
Hardt-Waltherr Hämer (*1922, Architekt, Berlin)
Dieter Hoffmann-Axthelm (*1940, Autor, Berlin)
Jens Jessen (*1955, Feuilletonchef der Zeit, Hamburg)
Sejla Kameric (*1976, Künstlerin, Sarajevo/Berlin)
Annette Kelm (*1975, Künstlerin, Berlin)
Friedrich Kittler (*1943, Medientheoretiker, Berlin)
Xavier Le Roy (*1963, Choreograph/Tänzer, Berlin)
Antje Majewski (*1968, Künstlerin, Berlin)
Jürgen Mayer H. (*1965, Architekt, Berlin)
Isabel Mundry (*1963, Komponistin, Zürich)
Ingo Niermann (*1969, Autor, Berlin)
Marie Luise Scherer (*1938, Journalistin/Schriftstellerin, Damnatz)
Karl Schlögel (*1948, Historiker, Berlin/Frankfurt Oder)
Hito Steyerl (*1966, Filmemacherin, Berlin)
Günter Zamp Kelp (*1941, Architekt, Berlin)
u.a.
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Ingo Niermann, Sonntag, 29 July 2007, 15:50 Uhr
Jetzt auch auf englisch
Poison in the air
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Stefanie Roenneke, Samstag, 28 July 2007, 18:11 Uhr
Suchbild
Bitte suchen Sie den mit Raffinesse versteckten Fehler!
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Stefanie Roenneke, Donnerstag, 26 July 2007, 15:53 Uhr
500ml
Ich bin aufgestanden. Ich habe zwei Tassen Kaffee getrunken.
Ich aß eine Scheibe Brot mit Honig.
Es waren sechs Schritte zum Postkasten.
Die Luft im Flur riecht nach ausgewaschenen Milchflaschen.
Die Milch wurde in Flaschen abgefüllt. Sie wurden immer ausgewaschen und mehrfach verwendet. Sie standen immer vor der Tür.
Das Glas roch jedes Mal merkwürdig.
Die Fettschicht auf der Milch war dick.
Es schmeckte sonderbar. Im Winter war die Milch gefroren.
Manchmal blieb die Zunge an dem Eis kleben.
Oft stand ich mit meinem Vater in der Molkerei.
Da roch alles so wie die Flaschen.
Ich mochte das nicht, weder die Milch und das was daraus wurde
noch die staatlichen Preisfestlegungen und das was später daraus wurde.
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Stefanie Roenneke, Dienstag, 24 July 2007, 15:27 Uhr
Der Fehler des Kopisten (sic!)
Das Zitieren ist eine diffizile Angelegenheit. Ich meine, man begeht ja immer Fehler und dann denkt jemand dieser Fehler wäre keiner und zitiert noch mal das falsche Zitat. Ich persönlich finde das nicht schlimm. Problematisch ist nur, dass viele glauben, am Anfang der Zitierkette befände sich ein Original. Das ist irgendwie das Tragische daran.
Da ich jetzt lachen muss, schaut mich der Mann, der hier neben mir im Zug sitzt, mit einem sehr merkwürdigen Blick an. Ich seufze kurz, versuche mich zu beherrschen und konzentriere mich auf das Muster der Sitzbezüge. Dieser Anblick zieht mich immer richtig runter. Und das brauche ich jetzt.
(Ich frage mich gerade, ob der Titel "Die Leiden der Epigonen" auch eine gute Wahl gewesen wäre.)
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zak am Dienstag, 24 July 2007, 16:29 Uhr:
Da es doch aber so etwas wie ein "Original" gar nicht wirklich gibt und somit natürlich auch der Begriff der Kopie sich zwangsweise und naturgemäß auflöst, kann man doch hier auch nicht wirklich von Tragik sprechen. Schade aber doch, dass man trotzdem immer irgendwie benennen muss(construction site/langue/parole/blablabla). Handelt es sich bei dem lila Band vorne rechts um Julia Kristevas "Fremde sind wir uns selbst"? Ich behaupte: ja.
zak am Dienstag, 24 July 2007, 16:34 Uhr:
EDIT: Wertes Fräulein Roenneke, nach erneutem Lesen fürchte ich, dass ich gerade bloß noch einmal wiederholt habe, was Sie ohnehin bereits sagten. Huch.
Stefanie Roenneke am Mittwoch, 25 July 2007, 13:29 Uhr:
Sie haben das Problem, welches keines ist, hervorragend auf den Punkt gebracht.
Stellen Sie sich vor, bei dem 'lila Band vorne rechts' handelt es sich um "Minusvisonen. Unternehmer ohne Geld. Protokolle" von Ingo Niermann. Huch.
Tenzing am Mittwoch, 25 July 2007, 20:16 Uhr:
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Stefanie Roenneke, Montag, 23 July 2007, 13:45 Uhr
Ohne Titel
Die Idee "Sekt zum Frühstück" war gut. Leider ging es uns nach dem ersten Glas wirklich schlecht. Aber das Gute war, dass es uns nach der Flasche nicht wesentlich schlechter ging, aber - nun ja - auch nicht besser.
So, ich stehe angetrunken an der Rüttenscheider Straße und blicke nach rechts und links. Würde ich nach rechts gehen, dann müsste es in wenigen 100 Metern so richtig schick werden: schicke Läden, schicke Menschen mit Magengeschwür im Weekender, dazwischen ich: angetrunken. Ich gehe nach links Richtung Hauptbahnhof, da ist immer was los, denke ich, als ich schon nach links abgebogen bin und auf das Museum Folkwang zugehe. Nachdem ich Richard Serra falsch interpretiert habe, laufe ich einmal um das Gebäude herum und kaufe mir schließlich eine Eintrittskarte für eine Ausstellung.
Das Museum ist fast leer. Das heißt, es ist kaum ein Besucher da. Die Aufseher reden recht laut, zu laut für meinen Geschmack: Packen ihre Realpolitik in dieses Gebäude. Es ist kühl. Natürlich habe ich keine Ahnung von Kunst, was sich daran bemerkbar macht, dass ich in jedem Raum zuerst vor den Geräten zur Messung der Luftfeuchtigkeit stehen bleibe. Da ich gelegentlich wanke, stolpere ich über eine silberne Tasche, die auf dem Boden steht. Die ist von so einem Künstler, den ich immer mit so einem Autor verwechsele. Ich denke natürlich sofort an Marcel, an Tristan, an Johannes, an Walter, an Hannah, und auch an Raoul und daran, dass er ein Monokel getragen hat, das nun wiederum anderen Menschen viel besser steht. Ein bisschen denke ich auch an diesen Italiener, der zuerst ein französisch schreibender Ästhetizist war. Vielleicht denke ich das auch nur: wäre die Tasche aus Keramik, dann würde mein kleiner Zeh bluten. Ich hätte mir doch die Dauerausstellung anschauen sollen, die mit dem ungeheuerlich großen Chagall, denn mir gefällt kein Bild. Ich interessiere mich viel mehr für den Wechsel von Parkett zu Marmor. Marmor - Parkett - Marmor - Parkett - Marmor - Parkett. Die Kälte steigt mir endlich in die Beine. Meine Schritte werden nüchtern.
Hauptbahnhof. Schwarzlicht auf den Toiletten. Pflastersteine. Teer. Gleißende Sonne. Gegenlicht. Schatten. Auf Straßen wandelnde Passepartouts. Masken. Hängende Köpfe. Krumme Rücken. Junge Wirbel. Blasses Blut. Drei Tropfen. Geronnenes. Reste in der Nase. "Obduktion", sagt er mir im Vorbeigehen ins Gesicht. Kein Alkohol mehr zum Frühstück, lieber gleich Formalin.
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Stefanie Roenneke, Sonntag, 22 July 2007, 13:21 Uhr
Lieber Tenzing Sonam Barshee
kennen Sie das, Sie stellen gegen 13 Uhr fest, dass Sie bereits neun Stunden wach sind, dass Sie eigentlich gar nicht geschlafen haben, dass Sie eigentlich nie schlafen, sondern, wenn es so scheint, dann nur lauern und nach drei Kannen Espresso Ihr Wasserhaushalt geschwächt, Ihr Urin tiefgelb und Ihre Lider immer noch so schwer sind, als würde Blei an den Wimpern hängen?
"Was tun?", war schon immer eine sehr programmatische Frage.
Liebe Grüße,
Stefanie Franziska Roenneke
P.S.
Ich war noch nie in Asien.
Ich weiß nicht, ob Rotwein für Ihr momentane Lage das Richtige ist. Aber, sehen Sie es als Herausforderung.
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Tenzing am Sonntag, 22 July 2007, 14:30 Uhr:
Wimpern tanzen immer,
auch nach einer langen Nacht.
Bitte gehen Sie ins Bett.
Stefanie Roenneke, Sonntag, 22 July 2007, 08:08 Uhr
Mit freundlichen Grüßen
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Tenzing am Sonntag, 22 July 2007, 12:35 Uhr:
Liebe Stefanie
Kennst Du die Internetseite Social Fairy Dust?
http://socialfairydust.wordpress.com/2007/07/21/farther-off-bliss-the-goodbyes-series-iii/
Liebe Gruesse aus Lhasa,
die Wahrheit fuerht sich selbst ins Licht.
Liebe Gruesse aus der Naehe des Mt. Everests.
Tenzing B.
Stefanie Roenneke, Freitag, 20 July 2007, 13:46 Uhr
Totalaesthetik
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Jens Thiel am Samstag, 21 July 2007, 10:36 Uhr:
Ja!
Ingo Niermann am Sonntag, 22 July 2007, 10:40 Uhr:
Glück.
Ingo Niermann, Donnerstag, 19 July 2007, 08:04 Uhr
Poprosatotalitär
Die Große Pyramide in den Münchner Kammerspielen ("Brandherde").
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Stefanie Roenneke, Montag, 16 July 2007, 12:57 Uhr
Leserbrief an die ZEIT
Sehr geehrter Herr di Lorenzo, sehr geehrter Herr Diez,
mit großer Erschütterung habe ich in der ZEIT vom 12. Juli 2007 den Artikel über Jonathan Meese, Stefan Bachmann, Christian Kracht und Ingo Niermann gelesen. Die verschiedenen Indizien aus Kunst, Theater und Literatur, in denen Sie einen neuen "Poptotalitarismus" ausgemacht haben, sind zwingend. Das zu sagen, fällt mir schwer, da ich zwei der Genannten für ihr Werk und auch persönlich bisher sehr geschätzt habe.
Ich bin Studentin der Literaturwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und schreibe meine Masterarbeit über den Camp-Begriff, ausgehend von Susan Sontag. Arbeiten von Christian Kracht und Ingo Niermann bildeten ein Schwerpunkt meiner Untersuchung. Das Interesse an den Arbeiten der beiden Autoren bestand darin, dass sie sich mit einer gewagten, wenn auch oft kruden Mischung aus Albernheiten, literarischen Versatzstücken und poppiger Selbstinszenierung um Profil bemühten. Werke wie die von Ihnen erwähnten Bücher Umbauland, Metan, Die Totale Erinnerung und 1979 schienen mir durch ihre ästhetisch-integrative Poetik geschickt zwischen Hoch- und Trivialkultur, zwischen Aufklärung und Verblendung zu balancieren. Ich habe dieses Spiel nicht als Selbstzweck verstanden, sondern als ein ständiges Mühen, den selbstgefälligen Dogmen der modernen Literatur und vorherrschenden ästhetischen Binaritäten zu widerstehen.
Der Artikel "Gift liegt in der Luft" von Georg Diez macht jedoch deutlich, auf wie dünnem Eis sich die Autoren bewegen - wenn sie es denn nicht längst verlassen haben und mit ihrer Faszination für antidemokratischen Strömungen bereits in neofaschistische Fahrwasser geraten sind. Beispielsweise finden sich in der aktuellen Ausgabe des rechtslastigen Dresdner Neo-Folk-Magazins "Zwielicht" (www.zwielicht-magazin.de) 6 Seiten zu Kracht und Niermann (zusammen mit den Nueva-Germania-Plänen David Woodards, einem Freund der beiden). Dazu muss man sagen, und zwar jetzt, bevor es wieder einmal zu spät ist: Wehret den Anfängen.
Für mich ist nun der Punkt erreicht, an dem ich persönliche Konsequenzen ziehen muss und ich beende deshalb meine Mitarbeit auf Ingo Niermanns Blog www.minusvisionen.de.
Um auch Ihnen meine Zweifel nochmals zu veranschaulichen, die ich jetzt leider gegenüber den Autoren Kracht und Niermann habe, sende ich Ihnen Fotos, die ich im Rahmen meiner literaturwissenschaftlichen Arbeit erhalten habe. Ich denke, die Fotos sprechen für sich.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefanie Roenneke
Ingo Niermann, bei einer Rast während eines Kilimanjaro-Aufstiegs
Christian Kracht mit seinem lettischen (sic!) Verleger in Riga.
Fotos:
Copyright Anthony Shouan-Shawn 2006, 2007
http://www.shouan-shawn.com
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Jens Thiel am Montag, 16 July 2007, 13:58 Uhr:
Liebe Stefanie Roenneke,
auch ich las mit großer Erschütterung. Zunächst das Stück von Georg Diez, dann Ihren Leserbrief. Plötzlich glaubte ich alles zu verstehen und konnte ähnlich wie Sie nun endlich auch einige seltsame Beobachtungen einordnen, die ich während der letzten Jahre machte. Beispielsweise erschliesst sich mir nun auch "1979" in ganz neuer Weise. Natürlich ist es eine faschistische und keine buddhistische Parabel, die da erzählt wird! Denken Sie auch an das flammende Cover!
Trotz der präzisen Analysen von Georg Diez ("eine merkwürdige Nähe von Pop und totalitärem Denken - keine direkte, inhaltliche Verbindung, außer vielleicht im gemeinsamen Glauben an die Macht der Bilder") bleiben bei mir aber Zweifel, ob es sich nicht doch nur um eine Reihe von Missverständnissen handeln könnte. Seien doch auch Sie etwas vorsichtig, auch wenn die von Herrn Diez ausgebreitete Beweislast erdrückend scheint. Urteilen Sie nicht zu rasch und lassen Sie mich statt dessen nachforschen.
Es gibt einen glücklichen Umstand, an dem wir zur Aufklärung der Tatsachen ansetzen können: Ingo Niermann trinkt beinahe nie Alkohol. (Hier zeigt sich übrigens schön die Vermessenheit seines gemeinsam mit Adriano Sack veröffentlichten Buches "Breites Wissen". Wie kann man überhaupt als Autor tätig sein, wenn man nicht trinkt? Und sich dann auch noch ein solches Sujet wählen? Anmassend!)
Bei unserem nächsten Zusammentreffen werde ich dem in Drogendingen offenbar gänzlich unerfahrenen Ingo Niermann deshalb dieses Wahrheitsserum einflössen - dann werden wir des Pudels Kern sicher erkennen. Was wir mit Christian Kracht machen, weiss ich noch nicht recht. Vielleicht haben Sie eine Idee?
Noch ratloser bin ich hinsichtlich Jonathan Meese. Er schaut noch sanfter als die anderen beiden Herren, die - wie von Georg Diez richtig beobachtet - sich hinter einer Fassade der Harmlosigkeit verstecken. Immer wenn ich Jonathan Meese sehe, muss ich an Bambi denken und jede Energie, diesen rehhaften Menschen zu bedrängen, verfliegt binnen Sekunden.
Die "Zeit" hat in jedem Fall erneut ihre moralische wie intellektuelle Überlegenheit bewiesen, für die sie bekannt und geschätzt ist. Ich werde in Zukunft aufmerksamer verfolgen, welche Machenschaften das Blatt noch offenlegt.
Sie, liebe Frau Roenneke, stellen Ihre Entscheidung, nicht mehr auf minusvisionen.de zu veröffentlichen, hoffentlich noch einmal zurück bis wir aus Hamburg oder meiner oben angekündigten Untersuchung neues und ganz und gar verlässliches erfahren haben.
Herzlichst,
Ihr Jens Thiel
P.S. Wollen wir an Georg Diez als Zeichen unserer Dankbarkeit vielleicht eine schöne Flasche Whisky schicken?
Stefanie Roenneke am Montag, 16 July 2007, 16:49 Uhr:
Lieber Jens Thiel, Nein! Nein! Nein!
Ich muss energisch dagegen halten und nochmals - Ihnen allen - "Nein" ins Ohr plärren. Ihr - durchaus sehr kritischer und vielleicht liebevoll gemeinter Kommentar - hat meine Gefühle nochmals aufkochen lassen und das obwohl ich erst vor drei Stunden ganz fürchterliche - wohl gut gemeinte - Gespräche mit den Herren Kracht und Niermann führen musste. (Ich möchte von Ihnen nicht überzeugt werden!)
Aber, nein!
Ich kann momentan nicht anders. Meine Leidenschaften kochen und es ist - literarischer Rekurs hin oder her - keine Reinigung in Sicht. Ich bin wütend! Auch werden sich meine Affekte in keinen Stil entladen.
Die Thesen von Herrn Dietz - allein schon wieder der Gedanke daran - haben mir die Kehle zusammengeschnürt. Ich kann...und will nicht...in diese Liebe zum Totalitären, die zwar jedem Künstler implizit ist, mit einstimmen. Ich konnte es einst - aus theoretischer Sicht - als ich über das Lachen des Glenn Gould im Haus von Arno Breker sprach und - mutwillig und dumm zugleich - auf Hitler und Stalin verweis. Aber jetzt zerren einerseits Moral und andererseits Ästhetik...wenn nicht sogar Ethik...an mir und zerreißen mich innerlich. Ja, vielleicht prallen hier zwei Welten aufeinander.
Die Grenze zwischen Kunst und Leben, die seit einigen wenigen Jahrhunderten besteht, ist doch zu schwach, um mit ihr zu spielen. Und es kann nicht sein, dass versucht wird diese labile Grenzmarke mit immer gefährlicheren Mitteln zu durchdringen, obwohl man es seit Ende des 19. Jahrhunderts macht und wir - die Leser - an Provokationen gewöhnt sind. Sie denken vielleicht lachend an ihr "Anything goes!" - aber nein - wohl eher sollten Sie sich sagen "Nichts geht mehr!"
Vielleicht ist es mein junges Alter, vielleicht ist es fehlende Kälte, vielleicht ist es fehlender Verstand; vielleicht sind sie mir doch einfach alle zu sonderbar, ihre Merkwürdigkeiten zu provozierend, die ich glaubte zu verstehen, doch nicht mehr verstehen kann.
Und mir wird jetzt ganz unwohl, wenn ich daran denke, wie vergnügt ich mit Ihnen allen war, damals in Köln...Berlin...Leipzig...im Mephisto...¦hallo?...ich hätte die Zeichen erkennen sollen. Ich war so naiv.
Und ich las neulich etwas...ach...egal.
Verstehen sie diesen Kommentar nicht als Einleitung dazu, hier nochmals zu schreiben. Mitreden werde ich wohl noch können.
Stefanie Roenneke am Montag, 16 July 2007, 21:31 Uhr:
Besänftigt Whisky?
Viellicht sollten Sie dann die Flasche nicht an Herrn Diez, sondern an mich schicken!
Probieren Sie es!
Evtl. funkioniert es!
Meine Adresse haben Sie doch noch?
(Aus den guten alten Zeiten - die goldenen Monate - und werde bei dem Gedanken daran ganz melancholisch.)
Bitte verpacken Sie die Flasche recht hübsch.
Ein Geschenk.
Es muss überzeugend wirken!
Ich brauche Schlaf. Aufklärung, ja, morgen. Dieses Mal echte Argumente, wirkliche Recherche, nicht nur Meinung.
Erwähnte ich, dass mein Sternzeichen "Zwilling" ist?
Ich wäre auch etwas schizoid, meinte mal einer.
Ich glaube, dann erklärt sich alles von selbst.
Tenzing am Dienstag, 17 July 2007, 16:23 Uhr:
Titel: Dachschaden
Ort: Lhasa
Motivation: Unwissen
Liebe Anwesende
Ich wuensche Euch unzaehlige Stunden der Entspannung. Hier in Lhasa habe ich mit einem einbeinigen Gelupa-Moenchen (Orangekappe) Konfrontation auf aehnlicher Ebene gesucht, das Ganze trieb sich selbst auf den Gipfel, bis ich wuetend die billig hergestellte Sonnebrille mit einer Ohrfeige aus dem Gesicht des Heuchlers aufs Pflaster des ehemaligen Pilgerwegs -
Jedenfalls hat dieser untersetzte Mann nur freundlich gelaechelt, seinen Bart beruehrt - worauf ich verstaendlicherweise nur rasender geworden bin -, dann zitterte sein uebrig gebliebenes Standbein und der Mann hat tatsaechlich seinen staubigen Cowboy Hut vor mir gezogen. Ich bin ueberzeugt, dass er kurz darauf mit seinem koreanischen Mobiltelefon die unterbeschaeftigte Miliz benachrichtig hat.
Wie immer schreibt Europa mit und lernt gerne Neues. Die Zeit geraet durcheinander.
Alles Liebe aus dem Tibet
Tenzing Sonam Barshee
Post Scriptum: Ich darf wohl dann ueberraschen.
Post post scriptum: Ich vermisse Berlin ueberhaupt nicht.
Jens Thiel, Montag, 16 July 2007, 12:41 Uhr
Sparen
Statt für 14,90 Euro können Sie eine Kurzzusammenfassung von Ingo Niermanns und Adriano Sacks Drogenkompendium "Breites Wissen" (Eichborn Berlin, 2007) nun für lediglich 3,20 Euro erwerben. Kaufen Sie die überaus aktuelle "Zeit" und lernen Sie die schönsten Geschichten des Buches auf nur vier Seiten der "Leben"-Beilage kompiliert kennen. Um all diese interessanten Informationen so kompakt und dennoch erschöpfend unterzubringen, hat die "Zeit" sogar auf eine Quellenangabe verzichtet.
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Ingo Niermann, Samstag, 14 July 2007, 10:58 Uhr
Heute noch einmal
17 - 22 Uhr,
Kammerspiele münchen
"Ihr nein sich fürchten!"
Sechs sprachlehrerins unterrichten rededeutsch.
Plus ich vortrag über lospartei.
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Stefanie Roenneke, Donnerstag, 12 July 2007, 14:41 Uhr
Gespräche über...
Ich treffe Min-young in der Universitätsbibliothek, deren Architektur - insbesondere die Pfeiler an der Rückseite - auf griechische Tempelanlagen rekurriert. Stellen Sie sich also vor, dass sie auf Betonpfeiler blicken und während Sie dann wild träumen, fällt Ihnen wieder ein, dass sich hinter Ihnen das Audimax - entschuldigen Sie - das Amphitheater befindet.
Wir haben uns lange nicht mehr gesehen und sie dachte, dass ich recht schlecht gelaunt war, was die Stimme verriet, die tief und rau klang und das Unbehagen nach außen trug. Ich versuche mich zu freuen und wir setzen uns in das Café in der Bibliothek, das es wirklich gibt: Kunststoffstühle weichen Hocker mit
Kirschholzfurnier, der genoppte PVC-Boden Steinplatten und die Betonwand ist mit einer Backsteinoptik aufgehübscht. Wir reden über Jasper Johns, Berlin und "Made in Germany".
"Er hatte diese Schachtel von Johns auf seinem Tisch, die er sich in den 70ern für sieben Mark gekauft hat."
"Früh oder spät?"
"Eher spät."
Es war eben eine andere Zeit, ich lächle, und versuche dabei ganz angestrengt nicht an Pop zu denken, sondern doch lieber an die Situation auf der Rolltreppe, als sie etwas auf Griechisch rezitierte und ich sie dafür bewunderte. Dem gleich die Anerkennung dafür, dass sie alles in Tüten packt und ich damit die Organisation ihres Umzuges meine. Das war letztes Jahr. Sie packte tatsächlich alles in Plastiktüten, nur ihre Geige befand sich in einem Koffer, auf der sie noch am gleichen Tag spielte: Eine kleine Wohnung, alles lag auf dem Boden, nur die Darstellung des koreanischen Hochzeitstanzes hing bereits an der Wand über dem Bett. Min-young stand in der Mitte des Zimmers. Und während sie spielte, blickte jemand auf den Vinylkleiderschrank hinter ihr.
"Ich ging mit dem Enkel von Deichmann in eine Klasse. Er gab mir immer seine Texte, die er schreib, zum Lesen."
"Welcher Deichmann?"
(Eine Melodie erklingt.)
"Markenschuhe so günstig...Deichmann."
Lachen.
Sie reibt sich die Augen, wie immer.
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Stefanie Roenneke, Dienstag, 10 July 2007, 15:11 Uhr
Zum Geleit
EIN BUCH ALS
GESCHENK DAS GEHEUL DREI MAL
AN EINEM TAG GERÜCHE
DÜNNER SEITEN STAUB BRENNENDES PAPIER AN DEN WÄNDEN
DEN DRUCK
FÜHLEND
TROMMELNDES
GEFÄHRT
ETWAS
VON WAUGH GELESEN UND MIR
EIN NETZ GEWÜNSCHT
ARBEITEN GERNE ABER BITTE AN EINEM ANDEREN
ORT
ERINNERUNG AN WAGNER
TOBSUCHT IM KOPF
OHREN BLUTEN
DER JOB
BLÄTTERNDE SUCHE NACH DER DREAMACHINE
SECHS MARK ACHTZIG
GYSIN
FALSCH AUSGESPROCHEN
PREQUIEM
TIMOTHY MCVEIGH
VERBINDUNG ZWISCHEN CROWLEY UND DEVO
GESUCHT HEIMLICH
PYRAMIDEN IN DEN VORTRAG EINGEBAUT
DAS WELTWUNDER TRAF AUF ZUSTIMMUNG
UND DENKE BEI DER ZAHL NEUNZEHNHUNDERTNEUNUNDSIEBZIG IMMER
AN LYOTARD
BLICK AUF VIER REIHEN VON DEM
WAS SICH IN EINEM REGAL BEFAND
UND JETZT AUF DEM BODEN LIEGT
UNBEQUEME
SCHREIBPOSITION GEFUNDEN
HEUTE SCHEINVERGABE
SCHLECHT ZITIERT
RIFORNIMENTO VIELLEICHT
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Tenzing am Mittwoch, 11 July 2007, 01:31 Uhr:
Toll, toll!
Stefanie Roenneke, Sonntag, 08 July 2007, 12:52 Uhr
Befindlichkeiten
Gefühle um drei Uhr morgens sind vielfältig. Jene taumelnde Schlaksigkeit in grüner Jacke, die nur durch das Rauchen einer Zigarette in bequemer Position gebrochen wird (1). Der Blick streift von der Pflanze, die es am Leben zu erhalten galt, über die kahlen Wände (2), die einst weiß gewesen sind, jetzt aber von einer gelben Schicht dominiert wurden, welche der Besucher ein weinig abstoßend fand, was ihr gefiel. Der programmatische Anspruch, den sie mit der Leere ihrer Wohnung oftmals verband, gipfelte in der Einsicht, dass kein Vorgehen einer nennenswerten Ästhetik entsprach, sondern nur einem Zweck diente (3).
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(1) Bei einem Brand, ausgelöst durch eine brennende Zigarette, stellt sich für die Versicherung nur folgende Frage: Haben Sie die Zigarette vor dem Schlafengehen oder nach dem Aufstehen geraucht?
(2) Vgl. Selbstgemachtes, Mitbringsel, Wandteller, Setzkästen, Trockenblumen, Familienfotos, Kunstdrucke, Poster, Wachsmalstiftmalerei, Kalender...
(3) Vgl. Das Legen der Sonntagszeitung zwischen Haustür und Fußabtreter.
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Gott am Dienstag, 10 July 2007, 08:00 Uhr:
Es ist sehr mühsam, älter zu werden und die Wohnung trotzdem leer zu halten. Auch die neuen digitalen Speichermöglichkeiten ändern daran bisher wenig. Noch am einfachsten: sich ständig neue Wohnungen zulegen.
Stefanie Roenneke, Freitag, 06 July 2007, 16:38 Uhr
You don´t have to say you love me
Er trank doch recht viel, dachte sie, als sie die Flasche Bier gelehrt hat. Eine Flasche, getrunken an einem Freitagabend; plötzlich war sie zu betrunken (obwohl es nur ein Bier war), um noch Gespräche zu führen. Aber das machte ihr nichts aus, denn bei diesen Gesprächen handelte es sich nur um das übliche Palaver über die Frage, ob es ihnen einst möglich gewesen ist mit Uhren der Marke Swatch - groß, bunt, Plastikgehäuse und das Armband aus Polyamid - ein vollsynthetisches Ingroupverhalten an den Tag zu legen. Aber (wie gesagt) sie war weder an Inhalt noch Form des Gespräches interessiert, obwohl sie die Künstlichkeit ihrer Generation doch immer verblüfft hatte (Maxi oder Pop?). Da sie nicht zuhören konnte, reihten sich ausschließlich monotone Stimmen und einfarbige Bilder vor ihr aneinander. Langeweile. Vielleicht doch noch ein Bier? Irgendwann beginnt man leider alles als Wiederholung zu begreifen. Manchmal mag man das und nennt es Vertrauen. Das Vertraute ist immer das Populäre. Das Verhältnis zwischen Literatur, Populärem, Kritik und Wissenschaft ist oft schwierig. Es kommt häufig vor, dass ein Vertreter von den Vieren (statistisch gesehen: C und D) ohnmächtig wird und mit Schaum vor den Lippen das Wort "Redundanz" murmelt. Er trank eigentlich nur Bier. Dieser Zustand wurde ihr aber erst deutlich, als er schon tot war. In diesem Moment fragt sie sich, wenn sie jeden Tag ein bis fünf Bier trinken würde, an den Wochenenden ruhig auch mehr, ob sie dann auch bald tot sei. Wahrscheinlich eher nicht, da die kontinuierliche Einnahme einer kleinen Menge nicht zum Tod, sondern eher zu einem langen Leben führen würde. Zwar ist irgendein Rauscherlebnis schon nach der zweiten Woche futsch, aber immerhin hat sich der Körper alsbald daran gewöhnt. Töten könnte hier nur der Entzug oder die abrupte Steigerung der Dosis. Was natürlich auch völliger Quatsch ist. Die erste Vorstellung vom Tod kam in der Badewanne. Ich bin noch zur Grundschule gegangen. Es kann sich nur um den Zeitraum von 1988 bis 1992 handeln. Ich kann das sehr gut an den Umzügen lokalisieren. Also, ich lag bestimmt in der Badewanne, die mit klarem, leicht schaumigem Wasser gefüllt war. Das Wasser ist warm und mein Körper ist jung. Ich beobachte meine Zehen, während ich mich im Wasser schwimmen lasse, ohne dass ich den Badewannenrand berühre. Zwecklos. Meine Gedanken schweben. Ich frage mich, wie es wohl ist, wenn man tot ist. Ich dachte, jedes einschlafen - jede Nacht - wäre ein Vorgeschmack auf das, was einmal kommen mag. So eine Art Übung, damit man am Ende - beim finalen Augenschlag - keine Angst mehr hat. Aber ich glaube, die Leute begreifen das tägliche Einschlafen nicht als Einübung des Sterbens: Der Körper entspannt sich, der Brustkorb fällt leicht ein. Ruhe. Die Wärme steigt in den Körper, die Kälte bleibt zunächst außen vor und dann kommt nichts. Einfach nichts. Nur, dass man sich dieses letzte Mal nicht mehr an das Nichts erinnern kann, so lange man nicht geträumt hat. Nichts. Vollendung. Auflösung. Vergangenheit, Jetzt und Zukunft. Ende. Ziel. Und sie dachte, als er starb: "Trauer ist der Egoismus der Zurückgebliebenen".
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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 04 July 2007, 17:04 Uhr
Die Liste (3)
Kombinieren Sie in Gedanken die vorgestellten Aussagen mit entsprechenden Personen. Nutzen Sie Ihr Wissen oder Ihre Fantasie!
(1)
"Möchtest Du diesen Roller kaufen?"
"Nein."
(2)
"Der Dritte Weg biegt als fast unsichtbarer Pfad an der Stelle ab, an der sich zwei breite Wege in die Verzweiflung gabeln."
(3)
"Während meines Vortrages werde ich Ihnen 60 Bilder zeigen. Das sind drei Bilder pro Minute."
(4)
"Dann ist das Ruhrgebiet mit LA vergleichbar?"
"Das ist genau das, was ich immer sage!"
(5)
"Gibt es unterschiedliche Formen von Camp?"
"Ja, einige Autoren sind dieser Meinung. Beispielsweise Style und Sensibility, Queer Camp und Pop Camp, Camp und No Camp Camp."
(6)
"Das Wort 'pain' steckt sogar in 'painting'."
(7)
"Was ist das? Ein Kunstwerk im Museum?"
(8)
"Er ist wirklich der hochmütigste Mensch, den ich kenne. 'Ich bin, also ist Gott.'"
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Gott am Donnerstag, 05 July 2007, 08:58 Uhr:
Ich bin, also bin ich Gott.
Till Huber am Donnerstag, 05 July 2007, 10:16 Uhr:
thank you, Lord!
Christian Kracht am Montag, 09 July 2007, 16:29 Uhr:
Nr. 1 = Christian Kracht
Nr. 2 = Rafael Horzon
Nr. 3 = Mateo Kries
Nr. 4 = David Woodard
Nr. 5 = ?
Nr. 6 = ?
Nr. 7 = ?
Nr. 8 = ?
Stefanie Roenneke am Dienstag, 10 July 2007, 10:22 Uhr:
4. Ein Freund im Gespräch mit einem Fremden (es hätte aber zweifelsohne auch von David Woodard stammen können).
5. Frage von David Woodard an Stefanie Roenneke
6. Joe Coleman
7. Eine Besucherin im Museum
8. Aus Strindbergs "Totentanz"
Daniel Windheuser am Dienstag, 10 July 2007, 13:07 Uhr:
Ich kenne jemanden, der einen Roller kaufen möchte.
Till Huber am Dienstag, 10 July 2007, 13:23 Uhr:
Zu (5): Baßler spricht neuerdings in Bezug auf "Der Freund" von "Herausgeber-Camp"
Stefanie Roenneke am Dienstag, 10 July 2007, 15:19 Uhr:
Lieber Till Huber,
waren Sie etwas bei der Vorlesung in Berlin?
Till Huber am Dienstag, 10 July 2007, 15:40 Uhr:
Nein, aber ich kenne den Vortrag,
Ingo Niermann, Dienstag, 03 July 2007, 16:14 Uhr
Die Planung/ A Terv - ein Zeitschrift aus der Zukunft
Mittwoch, 4.Juli 2007, 21.00 Uhr (Präsentation & Party)
Ort: IMPEX, Futóu. 46, 1086 Budapest
Freitag, 6.Juli 2007, 20.30 Uhr (Präsentation)
Ort: Pro qm, Almstadtstr. 48-50, Berlin-Mitte
Freitag, 6.Juli 2007, ab 22.00 Uhr
Ort: Skalitzer Str. 133, Berlin-Kreuzberg (Party)
Es werden die Ausgaben der Jahre 2011, 2036 und 2048 präsentiert.
In der Ausgabe des Jahres 2048 schreibe ich, 79jährig, über die Große Pyramide, seit nunmehr 15 Jahren das dem Volumen nach größte Bauwerk der Welt.
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Stefanie Roenneke am Mittwoch, 04 July 2007, 12:53 Uhr:
Und ich werde an diesem Tag meinen löchrigen Morgenmantel über meinen 66jährigen Körper werfen, der noch ein weinig lebte.
Ebenso wie die Krankheit sich von Innen nach Außen einen Weg bereitete, tat ich eine Schritt auf den Balkon, einen Schritt in den Schatten der Pyramide. Ich wohnte seit sechs Jahren in dieser Wohnung, die ein Unbekannter bezahlte (immer pünktlich). Ich erfreute mich - wie jeden Tag - an der Kühle, die mir dieses Monument bereitstellte. Nachdem ich lange genug auf dem Balkon gestanden hatte, mit dem Blick auf die Menschen die sich rhythmisch auf dem Territorium bewegten, ging ich zur Tür und hob das Magazin auf, welches zu meinen Füßen lag.
Ich blättere und sehe ein Autorenbild neben dem Text, welches 2007, mit dem damals noch gängigen Bildbearbeitungsprogrammen verändert worden ist. Und ich erinnere mich, dass es einmal Papier und Stift gab und ich ein Adressbuch führte.
Ich wähle eine Nummer, während ich in der anderen Hand eine Münze aus dem Iran halte, eine der letzten und stark angelaufen. Ohne zu wissen, wer sich wirklich am anderen Ende der Leitung befindet, sage ich: "Ingo, Ingo, siehst Du jetzt wirklich so aus?".
Ingo Niermann am Mittwoch, 04 July 2007, 13:53 Uhr:
Mitte der 10er Jahre verlor sich Ingo Niermanns Spur. Seit 2024 veröffentlicht eine Person unter seinem Namen, die von sich behauptet, ihn als Künstlernamen geerbt zu haben, um sein Werk fortzuführen.
Stefanie Roenneke, Dienstag, 03 July 2007, 10:49 Uhr
"But, anyway."
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Stefanie Roenneke, Montag, 02 July 2007, 22:12 Uhr
Das Gesicht unserer Zeit
Sie wollen Dynamik, wenn nicht sogar Evolution. Sie fragen nach Gruppen, nach Kollektiven. Sie richten diese Frage an die Vergangenheit, um etwas in der Gegenwart zu provozieren, was nicht mehr möglich ist. Jedenfalls nicht so. Was soll mach auch damit. Die Zeiten haben sich geändert. Die Formen der Produktion, die Wege der Distribution, der Grad der Öffentlichkeit ist anders und sie fragen nach einer statischen Gruppe, die zusammenkommt und aneinander vorbeiredet, weil sie das mit dem Ich und vor allem mit dem Du nicht verstehen; sie scheitern am Leben, weil sie sich gegenseitig Manuskripte vorlesen, redigieren, diskutieren und dann mit dem fertigen Produkt an die Öffentlichkeit treten und bei einer Lesung versuchen Gespräche zu führen, der ganze Raum ist erfüllt mit Germanistikstudenten, die gelangweilt über Intertextutalität reden und denken, dass sie richten lägen, wenn sie immer nur objektiv sind. Und dabei erfreuen wir uns doch so gerne. Und dabei lachen wir doch so oft. Ich meine, dass auch dieses Herrschaftssystem nicht mehr funktioniert. Der Text an sich hat schon lange ausgedient: Öffnung.
Die Frage ist nur, ob wir uns bewegen oder ob wir verharren und nur über Schreibprozesse oszillieren, aber vielleicht ist das auch notwendig, am Anfang, nur dann muss etwas passieren. Ich denke, wir sollten nicht nur beobachten, nicht nur genau hinschauen, nicht nur aufnehmen, nicht nur verarbeiten, nicht nur reflektieren. Wir müssen uns bewegen. Du meintest, unserer Wege werden sich bald trennen. Wir müssen gehen, aus dieser Stadt, von dieser Universität, deren Strukturen uns schon lange stören, weil wir zu sehr die Grenzen spüren. Etwas, was uns half diese Mauer als geöffnete Grenze zu verstehen, passierte außerhalb davon.
Aber vielleicht werden wir scheitern, vielleicht scheitern wir daran, weil wir nichts haben, was uns verbindet. Was haben wir? Nichts! Nicht einmal wir zwei haben etwas, wir sind viel zu unterschiedlich. Das Wort Biographie hat ausgedient. Aber diese an sich ist auch nicht mehr notwendig. Aber kann man sich von hier aus fortbewegen, wenn man keinen Weg hat, den man beschreiten kann. Oder, ist es genau das? Wir müssen uns einen Weg kreieren. Lass uns in einen Dialog treten! Ein Gespräch mit uns, aber vor allem mit dem anderen. Hier, aber vor allem dort.
Wir müssen uns beeilen, denn wir haben keine Zeit. Ich schreibe dies um halb zehn Uhr morgens. Es ist Montag. Mein Rücken schmerzt. Ich muss gleich aufhören. Ich kann aber nur am Morgen schreiben, da der Abend mir jedes Mal entgleitet. Wir müssen, das hier tun. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und ja, schreiben ist Bewegung. Nur diese Bewegung darf nicht nur für uns auf dem Papier, in diesem Dialog stattfinden, der ausschließlich in dem Textverlauf auf dem Papier sichtbar wird. Wir müssen den Text öffnen, für uns, für andere, für unsere Umgebung - für die anderen.
Lass es Kommunikation sein. Lass es, wenn notwendig, ein Kampf sein.
Aber vor allem, lass es uns nutzbar machen!
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