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Minus-Archiv-Visionen 2007
Mai 2007
Stefanie Roenneke, Donnerstag, 31 May 2007, 13:46 Uhr
Kunststück
Bei der intimen Frage eines Mannes (in einem öffentlichen Raum), ob ich lieber eine auktoriale Erzählperspektive bevorzuge, oder meine Affinität gegenüber einer Ich-Erzählsituation größer wäre, habe ich konsequent - beim Blick auf seine buschigen Augenbrauen, deren Struktur in seinem undurchdringlichen Haupthaar ihre Entsprechung fand - an den Unterschied zwischen Flüssigseife und Seife am Stück gedacht, und mich nach reichlicher Ãœberlegung für die Marke LUX entscheiden.
Gibt es die eigentlich noch?
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Jens Thiel, Donnerstag, 31 May 2007, 12:43 Uhr
Gesellschaftsdesign
WISSENSCHAFTSAKADEMIE BERLIN
Studiengang Gesellschaftsdesign
Sommer-Trimester 2007
18. Mai. bis 08. Juni
Donnerstag, 31. Mai, 20 Uhr c.t.
Seminar "Was ist Gesellschaftsdesign"
Referenten:
Dr. Carl von Siemens (Anthropologe)
Friedrich Killinger (Redesigndeutschland)
Ingo Nierman und Jens Thiel (Schriftsteller und Denker)
Seminarort: Seminarraum 1 der Wissenschaftsakademie Berlin - Elite
Universität, Torstrasse 94 (Redesigndeutschland), 10119 Berlin
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Stefanie Roenneke am Donnerstag, 31 May 2007, 13:54 Uhr:
Könnte jemand meine Anwesenheit vortäuschen. Ich würde die Person dann nächste Woche vertreten. Gibt es einen Reader zum Seminar (nachlesen und mitmachen)?
Jens Thiel am Donnerstag, 31 May 2007, 16:44 Uhr:
Wir werden bei Rektor Horzon fragen.
Stefanie Roenneke, Mittwoch, 30 May 2007, 19:47 Uhr
Bekenntnisse eines lächerlichen Menschen
Ich frage mich, wer den Text überhaupt geschrieben hat. Sie konnte die Frage auch nach Minuten nicht klären, weil sie zu faul war - wie immer - diese Lücke zu schließen. Du bist ganz schön dumm. Du! Ich. Ich bin wie diese weiße Seite. Sie hielt sich bei dem Gedanken daran für (1) bescheuert und (2) für verrückt. Außerdem gibt es bessere Metaphern. Sie fand aber keinen Weg, die Denkschärfe des Gedankens zu bezweifeln. Es wundert mich sowieso immer, dass niemand meine Dummheit erkennt. Es war doch (a) bloßes Zitat, (a1) Resultat kontinuierlicher Übung, (b) Konstruktion und (b1) Paradigmenhülle, fiel ihr noch ein. Alles Diebstahl. Plump. Ohne Raffinesse. Zum Beispiel: "SONY Vaio VGN T250P [...] SONY HDR-HC3 HDV 1080i [...] Canon Digital Rebel XT [...] Motorola V557 + RAZR V3 [...] Nokia 8800 [...] G4 PowerBook [...] SONY DSC F828"
Bei ihr gipfelte diese Irritation meistens in einem kribbeligen Gefühl in den Mundwinkeln, das sich einstellte, wenn ihr jemand ein Kompliment für etwas machte. Das verwirrt mich meistens, weil ich prinzipiell davon ausgehe, dass Dummheit kein Lob verdient. Dann blicke ich die andere Person mit einem leicht gesenkten Kopf von unten an. Dieses Ausweichen fand ihren entsprechenden Ausdruck besonders darin, dass sie es immer vermied, Menschen in die Augen zu schauen. Ich selbst verteile gerne Komplimente und das auf eine fürchterlich emphatische Art und Weise, dass es schon fast unglaubwürdig ist. Flashback.
Sie versuchte durch sehr dramatisches Kopfschütteln die Erinnerungen auszublenden, die wie Seiten eines überdimensionalen Pop-Up-Buchs ihre Gedanken spreizten. Das passiert mir immer, wenn ich auf die vor mir liegenden Bilder blicke. Die glatten Oberflächen der Magazinbilder provozieren eine ausgesprochen intensive Aktivität meiner Synapsen: Gedanken im Gewächshaus. Sozusagen. Durch das jetzt idiotisch empfundene Kopfschütteln waren ihr ein paar Haare ins Gesicht gefallen. Wenn ich die dünnen Spitzen auf der Stirn spüre, dann muss ich daran denken, dass ich es immerhin gelernt habe, gewitzt zu lächeln, wenn jemand meint, ich solle meine Haare lang wachsen lassen.
Sie stand entnervt auf und streckte sich, indem sie ihre Hände über dem Kopf verschränkte, die Muskeln anspannte und sich nach vorne beugte; bei dieser Bewegung machte ihr Rücken ein paar knackende Geräusche. Vor dem Fenster stehend, beobachtete sie kurz ihren Nachbarn. Dieser zog gerade seine Rollläden hoch, dadurch wurde das Innere seiner Wohnung sichtbar: Sie sah es, den Wunsch des Nachbarn, den Versuch die Wohnung in eine Ikeathemenwelt zu verwandeln. Ja, das ist so ein Konzeptwohner, Konzeptleber, Konzeptficker. Ein Konzept in orange-blau. Doch lieber einen Blick auf den LKW, der durch die enge Straße manövriert wurde: "ReFood. Alles was vom Essen übrig bleibt."
Daraufhin machte sie sich eine Kanne Earl Grey und dachte dabei an ihrem Lieblingsbrotaufstrich. Ich mag den eigentlich nur, weil auf der Hülle steht: "Nach dem Öffnen alsbald aufbrauchen." Mich fasziniert die Verwendung von "alsbald" auf einer Lebensmittelverpackung. Und als sie ihre Begeisterung für dieses Produktverpackung bemerkte, lachte sie über sich selbst - auch ein Resultat jahrelanger Ãœbung.
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katharina fütterer am Donnerstag, 31 May 2007, 21:50 Uhr:
Der Konzeptfick in blau-orange endet traurigerweise stets mit Kaffee und Kondensmilch aus einer Gänsetasse und dem diskreten Hinweis darauf, dies sei eine Nichtraucherwohnung.
Stefanie Roenneke am Donnerstag, 31 May 2007, 22:46 Uhr:
das gerade dieses vulgäre stilelement des textes aufgegriffen wird, erschüttert, aber überrascht mich nicht und du hast natürlich - wie so oft - recht.
Stefanie Roenneke, Montag, 28 May 2007, 21:08 Uhr
Latenz
Früher: "Nicht jetzt!"
Nachher: "Bitte erzähl mir etwas über sie...ich weiß...ich bin zu..."
Früher: "...mh. Da muss ich nachdenken. Ich weiß nicht so viel."
Nachher: "Hat sie nicht so viel preisgegeben?"
Früher: "Ja, das auch. Aber es ist schon lange her...die Erinnerung schwindet..."
Nachher: "Mhm."
Früher: "Also, sie wurde an einem trockenen und heißen 6. Juni geboren...Steißgeburt...Atemnot..die Nabelschnur musste wohl von ihrem Hals genommen werden. Sie vermutete immer...so gegen sechs Uhr, ziemlich klein und dünn, ne Woche Krankenhaus...allein...danach...naja...Mythen."
Nachher: "Und weiter?"
Früher: "Im Zusammenhang mit ihrer Geburt erzählte sie immer, dass sie damals schon geahnt hätte, sie würde wenige Jahre später 'Das Omen' zu früh sehen."
Nachher: "Stimmt das denn?"
Früher: "Ich weiß nur, dass sie bis zur dritten Klasse sonntags nicht gebadet hat...trotz Taufe. Dann habe dieser Trick nicht mehr funktioniert...sie sei jetzt vollständig säkularisiert...meinte sie. Ich weiß aber auch, dass sie jedes Jahr...also am 6. Juni...froh war...wenn sie kein Vogel am Himmel sah...und das soll auch an ihrem 25. Geburtstag so gewesen sein...also...als ich...das konnte man wohl sehen."
Nachher: "Was zeichnete sie aus?"
Früher: "Silberhalogenid...würde ich sagen."
Nachher: "Hat sie dich geliebt?"
Früher: "Nein nie."
Nachher: "Ja."
Früher: "Geliebt hat sie immer nur...ich weiß nicht mehr...es...es...es waren halt andere Zeiten...geliebt hat sie immer nur...das andere...das Fremde...das Unbekannte...nie mich...so war das halt...damals...wie auch immer."
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Stefanie Roenneke, Sonntag, 27 May 2007, 12:04 Uhr
21 - 22 - 23
"When I use a word [tj tj tj tj] in rather a scornful tone [tj tj tj tj] it means just what I choose it to mean - neither more or less." "The question is [tj tj tj tj] whether you CAN make words mean so many different things." "The question is [tj tj tj tj] which is to be master - that´s all [tj tj tj tj]."
[tj tj tj tj] bohrt sich in meinen Leib. Es wird durch die Nerven meiner Haut absorbiert, die über meine Nackenwirbel gespannt ist, und in Torso und Extremitäten exportiert [tj tjt tj tj]. Im Nackenbereich, der nicht durch lange Haare geschützt ist, provoziert das Geräusch ein leichtes - unangenehmes - Kribbeln; woraufhin ich mich jedes Mal angewidert und ruckartig schütteln muss.
Du bist Schuld. Du, die hinter mir sitzt. Du, die mit ihren aschfahl aussehenden Händen über das Papier gleitet, welches zuvor noch im Kopierer steckte, währenddessen Du zu lange in das grüne Licht blicktest und nicht bemerktest, wie es Dich durchleuchtete.
Beton brennt nicht, denke ich jetzt, als ich völlig erregt nach draußen schaue und mir der Himmel auffällt, der sich in ein dunkles braun färbt. Die Bedrohlichkeit der Gewitterwolken arrangiert sich geschwisterlich mit dem teilweise gelb angestrichenen Baustoff. Das Gelb scheint jetzt fast schon zu leuchten; so als ob die Helligkeit versucht ein letztes Mal die Oberhand vor dem allumfassenden Dunkel zu gewinnen: Himmel und Hölle verschieben sich und die ersten Wassertropfen verdampfen auf den glühenden Häusern und löschen den Brand menschlicher Zellen. Sie sammeln sich vor der Universitätsbibliothek. Dort ist es trocken, aber windig. Vor ihnen die im Meer versinkende Betonwüste, hinter ihnen "Guernica". Mit dem Rücken zum Bild, das da hängt. Das Tier mit dem Ausdruck. Das Leid im Mark. Das Bajonette im Rumpf: Interaktion zwischen Geschöpf und Umwelt. "Ostranenije", sagte der eine in einer Sprache, die ich nicht begriff. "Sinn und Verstand", murmelte der andere. "Das Neue", rief einer. Neu war nur ihre fluoreszierende Wimperntusche, die ihr das Gesicht hinunter lief. Und genau, dass war das Problem: Die Beseitigung des Bruchs, der sich auf ihrem Gesicht sichtbar machte.
Ich zähle jene Sekunden zwischen Blitz und Donner, sowie ich versuche die mögliche Anzahl der Schritte zu berechnen, die man benötigt um von hier aus einen trockenen Unterschlupf zu finden.
Der Regen, der mich nass und kalt werden lässt, ist nicht sauer - rede ich mir ein.
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Stefanie Roenneke, Freitag, 25 May 2007, 17:06 Uhr
How to materialize a feeling with words? (try and fail)
HATE: feel hatred or intense dislike towards - VOCABULARY: high standard, foreign words (essential) - LOVE: an intense feeling or fondness for a person or thing; great liking - VOCABULARY: nothing but adjectives - FEAR: an unpleasant emotion caused by exposure to danger, expectation of pain, etc. - VOCABULARY: necessary, but s up p re s sed b y... - JOY: a vivid emotion of pleasure; extreme gladness - VOCABULARY: comic, (sounds preferred) - MOURNING: feel or show deep sorrow or regret for (a dead person, a lost thing, a past event, etc.) - VOCABULARY: moderate (to exclude evocation)
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Tenzing am Samstag, 26 May 2007, 03:40 Uhr:
Echt?
Stefanie Roenneke am Samstag, 26 May 2007, 10:39 Uhr:
Vielleicht! Die Haltung des Lesers entscheidet; so oder so.
Stefanie Roenneke, Mittwoch, 23 May 2007, 14:16 Uhr
Die Raucher im Glaskörper.
Ich bin Raucherin. Ich rauche nicht viel, weil es mehrere Menschen gibt, die bedeutend mehr rauchen als ich. Aber ich bin Raucherin. Und ich rauche gern in der Öffentlichkeit; in Gesellschaft mit einem Getränk meiner Wahl. Aus diesem Grund sehe ich voller Furcht in die Zukunft des öffentlichen Rauchens. Es ist bekannt, dass sich seit mehreren Jahren die Verbannung des Rauchers aus dem Weltbild vollzieht; obwohl Jahrzehnte damit verbracht wurden sind, die westliche Bevölkerung vom Tabakkonsum zu überzeugen. Wer erinnert sich nicht an die gewitzten Sprüche auf den Schachteln um 1900ff., die heute wieder ungemein populär sind. Jedoch wird sich die Frage "Raucher oder Nicht-Raucher?" bald nicht mehr stellen. Aus diesem Grund schlage ich die Verbreitung von Rauchervitrinen vor. Ihre Funktionalität könnte zunächst in Bars, Gaststätten oder zu Hause erprobt werden; bei einem Erfolg steht der bundesweiten Ausbreitung nichts im Wege.
Bei der Rauchervitrine handelt es sich um rechteckige oder organisch geformte Glaskörper, die jeweils Raum für eine Person bieten. Diese könnten, auf ein kleines Podest gebockt, innerhalb der Räumlichkeiten (oder andere soziale Orte) problemlos aufgestellt werden. Da sie aus Glas bestehen und in unterschiedlichen Formen bestellt werden können, passen sie sich der Umgebung gut an. Dem Raucher soll somit die Möglichkeit geboten werden am Ort zu Rauchen, denn manchmal ist der Weg in den Salon zu weit, die Straße zu nass, das Bedürfnis aber groß. Darüber hinaus würden die Raucher im Glaskörper symbolisch für Jahrzehnte des unbeschwerten Tabakkonsums stehen.
Ich möchte dieses Thema mit einer kleinen Anekdote schließen: Einst wurde bei einer Renovierung in dem Haus meiner Eltern - in dem ich mit ihnen bis 1992 lebte - Tabak in den Wänden gefunden, welcher sorgfältig eingemauert war. Aber ich glaube, das hatte andere Gründe.
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RosaKleid am Donnerstag, 24 May 2007, 00:23 Uhr:
Intershop mit Rauchervitrinen....vorzüglich..
Ingo Niermann am Donnerstag, 24 May 2007, 16:03 Uhr:
Methloc.
Stefanie Roenneke am Donnerstag, 24 May 2007, 16:15 Uhr:
Oh Gott.
Ich frage mich gerade: Kommt es in der Rauchervitrine zu einer lokalen Transformation globalen Ausmaßes?
Aber vielleicht sollte die Frage besser lauten: In was?
Till Huber am Donnerstag, 24 May 2007, 18:52 Uhr:
Ein Freund aus Augsburg - einer Stadt, in der wegen einer bestimmten Bevölkerungsstruktur ständig neue Produkte getestet werden - erzählte, dass dort mal rauchfreie Zigaretten getestet wurden. Also solche, die nach innen qualmen.
Jens Thiel am Freitag, 25 May 2007, 00:09 Uhr:
Die Idee als Variante des neuen nach Innens:
http://www.fionacarswell.com/SmokingJacket.html
Ingo Niermann, Mittwoch, 23 May 2007, 10:18 Uhr
Pensée Sauvage
25. Mai - 8. Juli 2007
Eröffnung: Donnerstag, 24. Mai, 19.00 Uhr
Künstler: Lucas Bambozzi (BRA), Lene Berg (N), Andrea Büttner (D), Patricia Esquivias (COL), Cao Guimaraes (BRA), Tamara Henderson (CAN), Marine Hugonnier (F), Henrik Hakansson (S), Christian Kracht/Ingo Niermann (D), Deimantas Narkevicius (LT), Rosalind Nashashibi (UK), Markus Oehlen (D), Maria Pask (NL), Anu Pennanen (SF), Lisi Raskin (USA), Mandla Reuter (D), Ada Ruilova (USA)
Frankfurter Kunstverein
Markt 44
Frankfurt am Main
www.fkv.de
Öffnungszeiten: Di-So: 11-19 Uhr
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villabor am Mittwoch, 23 May 2007, 14:03 Uhr:
toll. was ist das ? da fehlt doch ein untertitel ? fluxus ? dada ?
Ingo Niermann am Mittwoch, 23 May 2007, 20:32 Uhr:
Einfach Kunst, mehr braucht es nicht mehr.
Stefanie Roenneke, Dienstag, 22 May 2007, 21:31 Uhr
Gespräch mit Anna
S: Findest Du nicht auch das Einteiler sehr praktisch sind?
A: Ja, durchaus. Der Body beispielsweise.
S: Aber ist der wirklich praktisch?
A: Nein, aber es ist ein Unterhemd und eine Unterhose. Und drei Druckknöpfe im Schritt.
S: Stimmt. Drei Knöpfe. Die hat ein klassischer Badezug nicht, der - wie jeder weiß - das einteilige Pendant zum zweiteiligen Bikini ist.
A: Ah! Oder die Strumpfhose, die Strumpf und Hose vereint; nicht nur im Wort.
S: Ja. Gibt es nicht auch diese Anzüge, die keine sind; die Beinkleid und Bluse vereinen? Leider wird das meistens von den falschen Menschen getragen, denen das überhaupt nicht steht.
A: Meinst Du Blaumänner?
S: Nein, nicht direkt. Eine ähnliche Form, nur nicht blau und nicht ausschließlich für die Arbeit geeignet. Wie heißen diese Dinger denn?
A: Ich finde man sollte die revolutionäre Idee des Einteilers auf alle Kleidungsstücke erweitern. Also, dann wäre die Formulierung "alle Kleidungsstücke" ja nicht mehr notwendig, sondern nur noch der Begriff "ein Stück" relevant. Das würde zudem die Warenauszeichnung ungemein erleichtern. "Jedes Teil" oder "dieses Teil kostet" so und so viel, würde dann ersetzt werden durch "Teil kostet". Nicht wahr?
S: Ja. Ja. Genau. Man müsste nur alles aneinander nähen. Natürlich so richtig gut, damit es so scheint, als würde man noch Einzelteile tragen. Eine Optik des Einzelteils, die den sorgfältig arrangierten Einteiler auszeichnet. Sozusagen.
A: Und der Einstieg in den Einteiler wird ermöglicht durch einen raffinierten und entsprechenden Reißverschluss am Rücken.
S: Natürlich müssten die Farben gut aufeinander abgestimmt sein, damit es beim Waschen keine Probleme gibt. Am Besten alles einfarbig.
A: Eine Welt in beige.
S: Hautfarben?
A: Und wer macht den dann zu?
S: Ich glaube, dass würde man durch Ãœbung lernen.
A: Glaube ich auch.
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Ingo Niermann am Mittwoch, 23 May 2007, 08:17 Uhr:
Was ist mit dem Kaftan? Und ein Kleidungsstück, für das ich keinen Namen weiß: eine bis unter die Achseln reichende Hose mit Trägern, also eine Latzhose mit Rundumlatz, eventuell auch ein Hosenkleid. P.S.: Catsuit natürlich - oder lieber Zentai?
Stefanie Roenneke, Sonntag, 20 May 2007, 19:55 Uhr
Sacher
Ich habe mir heute eine Sachertorte gebacken, aber ohne Marillenmarmelade in der Mitte. Das ist mir zu süß. Dafür habe ich eine opulente Garnitur auf der Torte angerichtet, bei dessen Anblick ich grinsen musste. Etwas zu übertrieben, aber ich finde das gerade sehr schön. Dabei ist mir eingefallen, dass meine Eltern eine Konditorei und ein Café hatten. Es gab eine Zeit, als Sachertorte fester Bestandteil des Kuchensortiments war. Es gab sozusagen eine Zeit mit Sachertorte und eine Zeit ohne Sachertorte. Ich könnte auch behaupten, es gab eine Zeit vor 1989 und eine Zeit danach, aber ich finde das Beispiel mit der Sachertorte schöner. Ich habe mir ein ganzes Stück auf einen kleinen Teller gelegt, obwohl ich wusste, dass mir nach der Hälfte schlecht werden wird. Ich saß da und habe festgestellt, dass es mir gerade gut geht, dass es mir eigentlich nie wirklich schlecht ging. Während ich den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht habe, hat meine Mutter angerufen. Später bin ich noch aus dem Haus gegangen. Ich habe eine dünne Lederjacke getragen und musste daran denken, wie meine Mutter über das Revers streichen und sagen würde: "Damals, 1972. Intershop. Nappaleder. Sehr teuer." Bei diesem Gedanken musste ich lachen.
Ich finde es gut, dass ich mir eine Sachertorte gemacht habe. Jetzt stellt sich nicht mehr die Frage nach einem Leben mit oder ohne Sachertorte, sondern es stellt sich nur noch die Frage mit oder ohne Sahne.
Ich habe Freunde.
Ich werde in zwei Wochen mit meiner Abschlussarbeit zu 'Camp' beginnen. Dazu noch das Tutorium.
Ich werde am siebten oder achten des nächsten Monats nach Berlin fahren.
Ich werde dann bereits älter sein.
Ich entscheide.
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Tenzing am Montag, 21 May 2007, 18:14 Uhr:
Letzten Donnerstag wurde in Kopenhagen das Stück "Miss Me Harder" aufgeführt. Bühne war das Baugelände des Royal Theaters (oder nicht?), die Polizei wurde nach dem Einbruch freiwillig gerufen. Christinia im Hinterkopf, friedliche Nacktheit, Gitarrenmusik und verdeckte Gesichter. Ein 10'000 Euro Bild wurde ruiniert - den Leitspruch weiter getragen "We are arbituary", verschiedene Hebel umgelegt und meine ersten Worte auf der Bühne von mir fremden skandinavischen Menschen erlebt. Bilder: http://www.flickr.com/photos/tomatdk/sets/72157600230680309/
Stefanie Roenneke, Samstag, 19 May 2007, 18:25 Uhr
Ego extensions
Ich mag diese beiden Wörter: Ego extensions. Tom Wolfe bezeichnete damit folgendes Verfahren: "extending their egos way out on the best terms available, namely, their own".
Eine solche Extension begegnet mir jeden Tag, wenn ich zur Uni fahre. Ich fahre zehn Minuten. Oder wenn ich die Straße entlang gehe und eine Gruppe Jugendlicher an mir vorbeigeht bzw. ich diese Gruppe von links überhole.
Es handelt sich dabei um das Mobiltelefon im Allgemeinen und um die Lautsprechfunktion im Besonderen, welche es ermöglicht, den bevorzugten Lebensstil nicht nur an seinem Körper auszuleben, oder dem an ausgewählten sozialen Orten nachzukommen, sondern sein soziales Umfeld als Bestandteil des gewählten Lebensstiles temporär zu integrieren. Dieser Stil changiert meistens zwischen Techno, Hip-Hop oder Pop; die Musik, die dann gerade aus den Lautsprechern des Mobiltelefons an mein Ohr dringt. Einige Menschen, die in der Bahn sitzen, setzen sich immer um. Ich bleibe immer sitzen und frage mich, ob ich das auch tun würde, wenn ich noch mal dreizehn wäre.
Was hab ich mit dreizehn eigentlich getan? Wann war das? 1995. Ich bin das zweite Mal umgezogen und war seit einem Jahr auf dem Gymnasium. Meine Noten wurden immer schlechter und ich war wahrscheinlich wieder in irgendeinen Typen verschossen; verliebt kann man jetzt wirklich nicht sagen. Im Sommer habe ich mir einmal die Tempo gekauft und habe die dann im Freibad zu einer Pommes gelesen. Ich weiß, das passte damals schon nicht. Auf dem Cover war Kate Moss vor einem blau-lila Hintergrund zu sehen. Der Name der Illustrierten war gelb, fast schon neonfarben. Und rechts neben dem Kopf von Kate Moss stand so was wie "Eine Nacht mit Kate Moss." Ich bilde mir ein, dass ein Bericht den Titel trug "Wie besiege ich meinen Chef" Aber ich glaube, dass verwechsele ich jetzt mit einem anderen Magazin. Und irgendwie habe ich das damals auch alles nicht richtig verstanden.
Weitere Möglichkeiten zur Ego-Extension: Alles, was Du willst!
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Stefanie Roenneke, Donnerstag, 17 May 2007, 23:04 Uhr
Bild aus der Vergangenheit
Als mein Bruder noch an seinen Fahrradfahrkünsten zweifelte, das blutige Taschentuch in der Hand haltend, mit dem er zuvor versuchte die Wunde auf jämmerliche Weise abzutupfen, und meine Mutter sich hysterisch im Kreis drehte, hatte mein Vater schon wieder die Nerven - sowie den Humor - ein Foto zu machen.
Ein paar Jahre später bin ich gestolpert und habe mir an einer Treppe ein winziges Stück meines rechten Schneidezahns abgeschlagen. Es sammelte sich etwas Blut in meinem Mund und es war merkwürdig, sich selbst zu schmecken. Ich glaube, ich bin nach dem Sturz mit dem Gesicht nach unten liegen geblieben und dachte: "Das kann doch nicht wahr sein."
Wenn Neonlicht günstig auf mein Gesicht fällt, dann sieht man auch heute noch eine kleine Narbe.
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Ingo Niermann am Freitag, 18 May 2007, 19:17 Uhr:
Wie kam es nur zu diesem Knick, der so präzise das Gehirn vom restlichen Kopf trennt? Auch an die Dornenkrone muß ich denken.
Stefanie Roenneke am Samstag, 19 May 2007, 10:54 Uhr:
Das Bilderknicken ist eine Prozedur, glaube ich, die auf die Zeit vor einschlägig bekannten Bildbearbeitungsprogrammen zurückzuführen ist. Weitere populärere Verfahren waren: ausschneiden, kratzen, zerreißen, ankokeln, aufweichen, bemalen, einfärben, zerknüllen und erneutes auseinanderfalten (bis das Papier ganz weich ist). Ich denke, dass das so ein bisschen unter einem evolutionstheoretischen Ansatz verstanden werden sollte. Irgendwann haben Bilder keine entsprechende Wirkung mehr, auch wenn man sie dreht und wendet. Dann knickt man das Bild, also nur so als Beispiel, und alles ist wieder neu, oder so.
villabor am Mittwoch, 23 May 2007, 14:00 Uhr:
ich kann mich des unbestimmten eindrucks nicht erwehren, als wenn jemand anderes als der abgebildete das foto mit neuzeitlicher technik bearbeitet hätte und der knick nur dazu herhalten muss, es altzeitlich aussehen zu lassen.
Stefanie Roenneke am Mittwoch, 23 May 2007, 14:24 Uhr:
nein.
es ist alles so geschehen.
es ist alles wahr und alles echt!
ausser, dass "der" eine sie ist.
Stefanie Roenneke, Donnerstag, 17 May 2007, 20:09 Uhr
Canvas or Satin?
Bitte setz' Dich. Ich habe Dich erwartet. Nein, sprich nicht. Bleib' so. Schau' mich nicht an.
Ich wünschte es wäre dunkel, so dass ich Dein Gesicht im Spiegelbild des Fensterglases beobachten könnte. Ich warte auf den nächsten Tunnel, der auf dieser Strecke nicht kommen wird.
Was ist es, was ich so nice an Dir finde: Deine Haut? Die Anordnung von Augen, Nase und Mund? Deine Hände? Die Art, wie Du das Hemd trägst? Deine blauen Schuhe? Canvas or Satin? Low or high? Blau wird immer noch unterschätzt. "Red is the new black."
Dein Blick trifft mich. Ich ziehe schüchtern meine Mundwinkel nach oben. Ich glaube, dass gefällt Dir. Du weißt, dass ich Dich mit dieser Geste belüge und willst doch, dass es glückt. Mir bist Du nicht wichtig, denn ein Blick auf Dein Antlitz ist wie, als stünde ich in der Mitte von Sant' Ignazio und würde auf die Decke des Langhauses schauen. Mir wird leicht schwindelig.
Und kaum hat sich mein Blick von Dir gelöst, verschwindet Dein Bild von meiner Netzhaut und aus meiner Vorstellung. Es ist so, als wünsche ich nicht, dass Du bleiben sollst.
Steig' nicht aus! Bleib! Ich muss die Frage klären und noch bis Düsseldorf fahren!
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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 16 May 2007, 17:20 Uhr
Geräusch eines reißenden Fadens.
Wir sitzen im Foyer eines Theaters. Wir, also Menschen, die kein wir sind. Jeder ist da. Gelegentlich ein du: Anna; dann Vincent, Nils, ein Japaner, dessen Namen ich vergessen habe, obwohl er überaus freundlich ist, und zwei Kommilitoninnen, deren Namen ich nicht kenne; ich. Hier befindet sich eine kleine halbrunde Bar, die für uns nicht schön sein will, weil mit keinem Besuch gerechnet wurde und viele ungewaschne Gläser auf dem Tresen stehen, die das Bestellen erschweren. Ich nehme ein Bier und hoffe, dass dadurch die Zigarette schmeckt: Nicht zu trocken im Mund; nicht zu fad im Geschmack. Hauptsache nicht metallisch.
Spiegel an der Wand. Tischplatten mit Marmoroptik.
Das erinnert mich an die Einrichtung von Eisdielen, in denen wir immer saßen und diskutierten, wie man ein Drei-Tage-Wochenende in Berlin ohne Schlaf überstehen könnte. Ebenso nachdrücklich in meiner Erinnerung, der Hinweis - ein Salat für die Party vorbereitend - dass das Grün in der Mitte der Tomate krebserregende Stoffe enthalte. Ende 2000 war Berlin lange passé. Einige sahen schlecht aus. Andere mehr oder weniger gut. Ich ging nach Hamburg. Eine Kugel Tutti frutti für alle, denke ich und lächle dabei.
Währenddessen dreht der Schauspieler nervös den Aschenbecher hin und her, um ihn dann doch als Untersetzer für sein leeres Bierglas zu benutzen. Und der Inszenator redet.
Und er fragt uns, was wir mit Literatur wollen.
Einige argumentieren mit statistischen Angaben, die Arbeitslosenquote von Akademikern betreffend, die sie in der Süddeutschen Zeitung gelesen haben. Wiederum andere beteuern ihr Interesse am Fach. Es genügt ihm nicht.
Und er fragt uns, was wir mit Literatur wollen.
Und ich denke, was wollen Sie mit diesem Roman auf der Bühne?
Meine Eltern und ich waren nie im Theater. Einmal Operette "Die Fledermaus" mit goldenen Manschettenknöpfen und Sekt zwischendurch.
Was konsumieren Sie denn so für kulturelle Güter? Und welche Einstellung haben Sie gegenüber diesen Produkten? Und überhaupt, ist Ihr Geschmack eher legitim oder populär? Bluffen Sie mich gerade an?
"Sie auslöschen!" Fällt mir ein und bewundere mich selbst für diese hohe Maß an Intertextualität.
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Stefanie Roenneke, Dienstag, 15 May 2007, 13:20 Uhr
12. Mai 2007 - Hotel Eden
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Stefanie Roenneke, Montag, 14 May 2007, 16:08 Uhr
Die Liste
1. "Könnte ich vielleicht ein Bild von Ihnen machen?" Annie Leibovitz: "Vielleicht könnte ich eins von Ihnen machen?" Gaby: "Nein."
2. "Gibt es einen Unterschied zwischen Nord- und Südkoreanisch?" Min-young: "Nein, das ist so wie Ost- und Westdeutsch."
3. Ãœber Fotografie: "Wenn es in Schwarz-Weiß scheiße aussieht, dann mach es in Farbe! Wenn es in Farbe scheiße aussieht, dann mach es groß!"
4. "Much Love, Christian Kracht. Much More Love, Ingo Niermann."
5. "With warmest regards. Köln, unvergessen."
6. "Nein.", war meine Antwort auf die Frage von Christian Kracht, ob ich ein paar Bilder haben möchte, die Katharina Koppenwallner während der Lesung gemacht hat.
7. Ingo Niermann: "Möchtest Du vielleicht Bloggerin bei minusvisionen.de werden?" Ich: "Könntest Du das bitte näher ausführen."
8. Eine zukünftige Braut: "Eure Kleider müssen unbedingt rosa sein!" Eva - sprachlos und besorgt, nicht nur des alten Gasherdes wegen, der in der Frankfurter Wohnung steht.
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Tenzing am Montag, 14 May 2007, 20:49 Uhr:
Das hat alles Sinn und mehr, die Verrückten bleiben nie lange weg. Die Auszüge mag ich, so habe ich das auch schon versucht.
Stefanie Roenneke, Sonntag, 13 May 2007, 09:33 Uhr
No Lipstick. Traces!
Das bringt doch alles nichts, denke ich. Ich bin recht spät dran und es sind schon andere da. Immer war schon jemand da. Ich habe mir nicht besonders viel Mühe gegeben mit Kleidung, Make-up und der dazugehörigen Miene.
Nachdem ich mich hingesetzt habe, sehe ich den kleinen weißen Fleck auf meiner neuen schwarzen Hose. Klein und hell. Mein Hose, größer und dunkel. In Gedanken verorte ich den Fleck, rechne Breiten-, Längengrad aus und bestimme die Zeitzone. Das Hosenbein: die Welt. Der Fleck: die Insel. Gelegentlich bedecke ich den weißen Punkt mit meinem Zeigefinger:
Da. Nicht da. Da. Nicht da.
Wie damals, denke ich. Der Fleck auf der Hose. Eine willkommene Störung beim Lauf Richtung Hamburg Hauptbahnhof. Nach dem Überfall. Dem Makel gleich, der in Intervallen hereinbrechende Gedanke daran, welches Argument ich wohl anbringen könnte, um am nächsten Tag nicht arbeiten zu müssen, als ich erfahren habe, dass er tot war; leicht nervös zitternd, durch die neue Frisur streichend, auf orangefarbenen sowie abwaschbaren Plätzen in der Regionalbahn 40 sitzend.
Draußen und überall die Spuren der letzten Nacht: in der Luft, in Räumen, in den Köpfen, in Lungen und Därmen, in Betten; an mir; an Körpern, an Häuserwänden, Bushaltestellen, Fußwegen (Kaugummispuren treten vermehrt vor Diskotheken und an Bushaltestellen auf; Urin eigentlich überall).
Mancherorts riecht es leicht muffig.
Müde stehe ich an der Ampelkreuzung Südring und Universitätsstraße. Vor mir der Hauptbahnhof. Hinter mir ein graues Parkhaus mit Videothek. Ich blicke nach unten. Der Blick fällt auf zwei gold glänzende Pflastersteine. Ich lese auf dem einen die dunkel hervorgehobene Gravur: "Hier wohnte Alfred Lewkonja, geboren 1889 [...]".
Ich lasse ihn heute am Leben. Ich will es so. Und somit ist er 118 Jahre alt, ein Jahr älter als seine Frau Margarethe, die - wie jeden Tag - neben ihm steht.
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Tenzing am Sonntag, 13 May 2007, 11:24 Uhr:
Gefällt mir sehr. Auch die Vorstellung - rot angemalt.
Stefanie Roenneke, Freitag, 11 May 2007, 07:56 Uhr
Phänomenologie des Winkens
Die heutige Welt wird zunehmend schneller und lauter. Dadurch wird die verbale Kommunikation von Mensch zu Mensch negativ beeinflusst, für die oftmals im Alltag kein Raum mehr bleibt und, erschwerend dazu, von einem kontinuierlichen Noise überlagert wird. Somit muss insbesondere der Großstädter, der seit den 1920er Jahren versucht eine taktile Perzeption zu optimieren, nach neuen nicht-sprachlichen Ausdrucksformen suchen. Demnach sollte es innerhalb eines großstädtischen Kommunikationsfeldes einen Wechsel von verbalen hin zu nonverbalen Kommunikationsmöglichkeiten geben. Hierbei sollte die Körpersprache in den Vordergrund gestellt werden.
Am Beispiel des gewöhnlichen Winkens sollen zunächst Gesten eingeübt werden, die bei wiederholter Anwendung und Tradierung zu einem Emblem avancieren und aus dem diffusen Symbolstatus heraustreten können. Emblematisches Winken wäre somit für viele Menschen verständlich und könnte den Alltag auf den Straßen von Berlin, Hamburg oder München leichter und deutlicher machen. Es könnten folgende Vorteile verzeichnet werden:
schneller und gezielter Aufbau einer Kommunikationssituation,
schneller und gezielter Abbruch einer Kommunikationssituation,
schnelles und gezieltes Abwehren einer Kommunikationssituation,
schnelle und gezielte Kommunikation durch Sprachersatz.
Auf den Bildern ist Fräulein Bürstner zu sehen. Sie ist Studentin, preisgekrönte Autorin, Schauspielerin u.a. Sie hat eigentlich einen anderen Namen, jedoch kann sie sich im Moment nicht entscheiden, ob sie ihre Rolle "trägt" oder die Rolle sein soll. Auf die Frage einer Kommilitonin, wie sich Fräulein Bürstner und Stefanie Roenneke kennen gelernt haben, antwortete sie: "Wir kannten mal jemanden. Und wir sind übrig geblieben." Die Freundschaft zwischen Fräulein Bürstner und Stefanie Roenneke zeichnet sich insbesondere durch lautes Lachen aus. Zum Unmut anderer. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass es Fräulein Bürstner sehr überraschend fand, dass die Regisseurin von "Der Prozeß" eine Tanzfläche in der Wohnung hat. (Das hat nicht einmal Sebastian im Haus.)
oberes Bild: "Ja ja, später!"
unteres Bild (von links): "Oh Gott, nein. Nicht Du!", "Tschüss!"; "Taxi!", "Hallo, hier bin ich!"
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Tenzing am Freitag, 11 May 2007, 11:48 Uhr:
Ich dachte Winken nur zum Abschied.
Stefanie Ronneke am Freitag, 11 May 2007, 13:15 Uhr:
Ja, Winken zum Abschied ist durchaus ein Klassiker. Jedoch sind durch diesen Gebrauch die Zeichenpotentiale des Winkens noch lange nicht erschöpft. Letzteres muss man natürlich einüben.
Ich werde den Wunsch zu Christi Himmelfahrt weiterleiten.
Stefanie Roenneke, Mittwoch, 09 May 2007, 11:45 Uhr
Strecken
Ich habe Katharina am Montag getroffen. Wir saßen bei einer Flasche Wein in ihrer kleinen Wohnung in Essen Rüttenscheid. Auf dem Boden lag Kleingeld. Im Gespräch erinnerte ich sie daran, dass ich ihre Streckenideen zur Loveparade sehr gut fand. Ich habe sie gebeten mir diese nochmals zu schildern, damit ich sie hier wiedergeben kann. Dabei sollte sie mir auch die jeweiligen Vor- und Nachteile der Strecken nennen.
Rüttenscheider Straße
gut: lang, für Paraden berühmt, Start am Hauptbahnhof oder an der Neuen Philharmonie, Stadtpark am Ende; nicht so gut: viel zu schmal, Parkplatzproblem
A 40
gut: wichtigste Verkehrschlagader des Ruhrgebiets, Möglichkeit zu einer Verkehrsregelungsübung, Lärmschutzwand; nicht so gut: Spurrillen
Carl-Nieswand-Allee (Zeche Carl)
gut: 700 Meter lang, sehr breit (2 Spuren, Mittelstreifen), Kreisverkehr.
Gildehofcenter
gut: Kreisverkehr (mit einem sehr hässlichen Brunnen), Tunnel, "Hotel Shanghai" in der Nähe, Wendemöglichkeit am Ausbildungssitz der Industrie- und Handelskammer
Altendorfer über Frohenhauser
gut: kulturelle Anbindung von Stadtteilen mit "besonderem Erneuerungsbedarf"; nicht so gut: Zerstörung von Parkanlagen, die durch EU-Mittel finanziert worden (Agenda 2010)
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Katharina Fütterer am Donnerstag, 10 May 2007, 00:46 Uhr:
Die Streckenentscheidung ist gefallen! Vom Norden in die Weststadt...so werden nicht nur Kulturen verbunden sondern auch Himmelsrichtungen.
Tenzing am Donnerstag, 10 May 2007, 17:48 Uhr:
Ich wünsche mir zu Christi Himmelfahrt einen Link von euch.
Stefanie Roenneke, Montag, 07 May 2007, 17:27 Uhr
Kleine Produktkunde
"Die Große Pyramide - Wundertuete" bietet sich dazu an, die Idee der Großen Pyramide spielerisch zu kommunizieren und diesem Vorhaben zu einem noch größeren Erfolg zu verhelfen. Es wird aus zwei Gründen auf das bewährte Kinderüberraschungsfossil der Wundertüte zurückgegriffen:
1. Es soll Menschen geben, die von der Idee einer großen Pyramide immer noch abgeschreckt sind. Angst kann optimal durch das Spiel abgebaut werden!
2. Durch "Die Große Pyramide - Wundertuete" kann die Idee einer großen Pyramide von Mensch zu Mensch ab drei Jahren tradiert werden.
"Die Große Pyramide - Wundertuete" wird ergänzt durch "Die Große Pyramide - Das Gesellschaftsspiel", das als nächstes konzipiert wird.
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Ingo Niermann am Dienstag, 08 May 2007, 15:47 Uhr:
Ja, bitte auch das Gesellschaftsspiel! Ich bin sehr gespannt.
Jens Thiel am Dienstag, 08 May 2007, 21:33 Uhr:
Und dann eines zum Holocaust? Was soll das?
Stefanie Roenneke am Mittwoch, 09 May 2007, 11:31 Uhr:
Durch das Gesellschaftsspiel wäre ausschließlich die Weltwunder- und insbesondere die Umbaulandideen in den Vordergrund gestellt worden.
Das Ziel des Würfel- und Wissensspiels wäre es gewesen eine Pyramide zu bauen.
Das Spielbrett wäre dreieckig gewesen. Es hätten drei Spielparteien mit 2 bis 4 Mitspielern an dem Spiel teilnehmen können.
Auf dem Spielbrett hätten sich drei Kartenstapel befunden: 1. Fragen und Handlungsaufforderungen zu Umbauland (z.B.: Geben sie folgenden Satz in Rededeutsch wieder! Stricken Sie etwas!), 2. Wissensfragen zu "Die Große Pyramide" (z.B.: Wer gab den ersten Impuls zu der Weltwunderidee? Wo steht die Große Pyramide?) und 3. Fragen zu Pyramiden und Weltwundern im Allgemeinen (Aus welchem Material sind die Steine der Cheopspyramide?).
Die Karten wären dann ins Spiel gekommen, wenn die Spielteilnehmer entweder auf einem gelben, roten oder babyblauen Feld gelandet wären. Durch das richtige Beantworten der durchaus diffizilen Fragen, hätte das jeweilige Team einen Kunststoffstein (in der Teamfarbe) zum Pyramidenbau bekommen.
Gewonnen hätte das Team, das zuerst eine Pyramide gebaut hat.
Jens Thiel am Mittwoch, 09 May 2007, 13:10 Uhr:
So vielleicht dann doch. Heute abend kommt unser zweites, eher kunstkulturell ausgerichtetes Studententeam von der Bauhaus-Universität Weimar. Ich werde die Spielskizze vorlesen.
Stefanie Roenneke am Mittwoch, 09 May 2007, 14:29 Uhr:
Ich bin sehr beruhigt, denn ich habe mich gestern Nacht, nachdem ich den Kommentar gelesen hatte, wirklich erschrocken.
Ich habe davon sogar geträumt.
Ingo Niermann am Donnerstag, 10 May 2007, 16:14 Uhr:
Den Holocaust-Vergleich verstehe ich leider oder zum Glück so wenig, daß er mich nicht einmal erschreckt. (Was hast du geträumt, Stefanie?)
Das Umbauland-Spiel ist auch eine gute Idee. Aber dann müßten dabei eigentlich auch gleich neue Ideen generiert werden. Also "Wer rettet Deutschland?" als Brettspiel. (Heute mehr denn je, da Deutschland plötzlich gar nicht mehr gerettet werden will, sondern glaubt, es schon zu sein.)
Beim Pyramidenspiel hatte ich aber, der Wundertüte folgend, an ein kollosales Bestattungsspiel gedacht. Ein absolutes Novum. Und was sollte daran makabrer sein, als Cowboy & Indianer oder Doktor & Patient zu spielen?
Stefanie Roenneke am Donnerstag, 10 May 2007, 17:46 Uhr:
Soweit ich mich an meinen Traum erinnern kann, drehte es sich nur um eine unglaublich goße Debatte auf minusvisionen.de, ausgehend von der Spielidee. Es gab ca. 70 Kommentare. Das alles hat der Pyramide großen Schaden zugefügt. Woraufhin mein Account wieder gelöscht wurde. Ich habe sehr unruhig geschlafen.
Das Spiel sollte vielleicht auch so konstruiert sein, dass es dauerhaft modifzierbar ist und sich den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen anpasst. Aus diesem Grund würde ich auch das Wort Projekt im Titel oder im Untertitel vorschlagen
Stefanie Roenneke, Sonntag, 06 May 2007, 16:12 Uhr
Hier sind wir!
Heute in der FAS: "Zwei Drittel der deutschen Blogger sind weiblich, ermittelte vor kurzem die Ruhr-Universität Bochum."
Zur Ergänzung: Die Studie wurde von Cilja Harders und Franke Hesse durchgeführt. Das primäre Ziel war es, die deutsche Blogospähre in Bezug auf Alter, Geschlecht sowie tagesaktuelle und politische Inhalte hin zu untersuchen. Diese Informationen wurden im Artikel nicht erwähnt, sonst wäre auch Haupt- und Schlussteil gefährdet gewesen. Demzufolge gibt es alle Antworten auf die Fragen, warum Frauen prozentual häufiger bloggen und ob sie dabei effektiver sind, nicht im Artikel (und schon gar nicht hier), aber unter beigefügtem Link.
Die diffizile Meinungslage, die gegenüber der deutschen Blogospähre herrscht, wird bei dem Vergleich mit einem älteren Beitrag deutlich: Am 22. April wurde die Blogaktivität von Joachim Lottmann geschickt gelobt, indem der redaktionelle Beitrag folgendermaßen geschlossen wurde:
"Und jetzt können ja all die anderen Blogger endlich schweigen."
Na. Na.
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Stefanie Roenneke, Samstag, 05 May 2007, 16:42 Uhr
Luft
Du betrittst den Raum mit einer brennenden Zigarette in der Hand. Damit gelingt es Dir, nicht zu stören, aber dennoch auf dich aufmerksam zu machen. Du setzt dich. Wann war es, als ich ihr Parfüm das erste Mal an dir roch. Es war nicht ihr Parfüm. Jeder kann es haben. 50 oder 100 Milliliter. Und ich frage mich, ob sich mehr Hautschuppen von mir in deinem Bad befinden, oder Reste ihres zerstäubten Ichgefühls, an jenen maroden Fliessen, die das Flair einer öffentlichen Toilette versprühen, die in Schwarzlicht versunken ist? Ella schrieb einmal an Scott: "Ohne dich zu sein, ist wie als wäre man weggegangen und hätte das Gras brennen lassen." Du stehst auf und öffnest das Fenster, tauchst ein in die grau-braune Luft. Du würdest eine Menge Geld sparen, wenn du in Shanghai leben würdest. Oder Theran.
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Ingo Niermann, Freitag, 04 May 2007, 18:21 Uhr
Drogenexzesse
Inge Posmyk und Johannes Scherer begrüßen zu diesem Thema im Studio:
Sabine Bätzing, Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Dr. Wolfgang Eirund, Leiter einer Suchtklinik
Ingo Niermann, Co-Autor des Buches 'Breites Wissen'
"Weck up", SAT1
Sonntag, 6.5.07, um 8:00 Uhr
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Stefanie Roenneke am Sonntag, 06 May 2007, 16:14 Uhr:
Der Stil der Überleitung krönt einen Moderator zum Könner. Der Moderator von "Weck up" wechselte geschickt von Gesprächspartner Ingo Niermann zu Sabine Bätzing:
Johannes Scherer: "Herr Niermann, brauchen wir eine Drogenbeauftragte?"
Ingo Niermann: "Bestimmt."
Schwenk auf die Drogenbeauftragte.
Jens Thiel am Montag, 07 May 2007, 23:03 Uhr:
Herr Wall, Sie sind doch raus hier. So rasch vergessen? Morgen wird gelöscht. Bleiben Sie bitte künftig weg. Danke.
Stefanie Roenneke, Donnerstag, 03 May 2007, 08:06 Uhr
Voyage, Voyage (Desireless, 1987)
Die Fahrt in die Heimat gleicht einer Pilgerfahrt, denke ich. Glaube ich. So ähnlich. Zwar bin ich nicht jene einmalig Fremde, aber immerhin eine Andere - im Rhythmus von vier Monaten. Aber es geht, wie damals, unabhängig von Motiven und Zielen, um eine durchaus merkwürdige Prozedur: Ich werde nichts Neues finden, nichts anderes schildern, sondern nur die alten verbrauchten Zitate teilen und wiedergeben, die ich aus einem kalkulierten Erfahrungshorizont schöpfe.
Durch die Bewegung des Zuges werde ich mich für vier Stunden wie auf Reise fühlen. Ein schönes Gefühl. Bei Ankunft wird es dann doch ein Besuch sein.
Hoffentlich lang genug für sie.
Und später, werde ich während der Erzählung über die Fahrt feststellen, dass ich gar nicht weg war. Ich war nicht dort. Ich war hier und nun schon sehr alt, älter als alle anderen, was durchaus selten war. Ich hatte Europa nie verlassen und bin doch weit gekommen. Wie damals Mandevilles in seinen Voyages.
Noch später, werde ich meine Haut mit jener Lilienseife waschen. Daraufhin wird meine Nase, die für mein Gesicht immer ein wenig zu groß war und meiner Mimik das letzte Filigrane enthob, über meinen Unterarm gleiten, der sich sehr weich anfühlen wird.
Ich werde atmen und sehe die Bilder deutlich vor mir.
Reiseliteratur (Hinfahrt): Yoko Tawada "Ein Gast"
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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 02 May 2007, 22:48 Uhr
O.
Ich war lange nicht mehr in der Stadt. Aber bald sehe ich mich dort an einem ruhigen Ort, meinem würdevollen Großonkel gegenüber sitzen. Ich stelle mir das so vor: Ich erkläre ihm, dass ich keine Lehrerin werden möchte, da ich es umgehen will, in einer Fortbildung meine Erwartungen an diesen Beruf in Knete formen zu müssen. Plötzlich fällt mir der Brief meines Vaters an seinen O. ein, der jetzt vor mir sitzt. Das war 1967 und er 21. Seine Handschrift, die immer ein bisschen zwischen Expressivität und Zurückhaltung schwankte, bis zuletzt, stand auf seinem Briefpapier. Vielleicht war es das, was mich immer ein wenig störte. Die Schrift. Auf die Frage bezüglich meiner Abschlussarbeit, sage ich kein Wort, sondern lächle. Und während er spricht, denke ich über den Mercedes in rosa nach, der dort einmal vor der Tür gestanden haben soll und meiner Großtante gehörte.
Danach gehe ich durch die Stadt. Ich gehe gern. Wie lange braucht man von Zehlendorf nach Mitte? Und sehe mich, wie so oft, in unzähligen Schaufenstergläsern und merke, dass ich mein rechtes Bein beim Gehen immer ein weinig nachziehe, nur für mich ersichtlich, aber nicht fühlbar.
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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 02 May 2007, 14:49 Uhr
Sterne gucken
Lieber Leser,
haben Sie heute schon hier Horoskop gelesen? Warum nicht?
Sie sollten etwas mehr üben, denn einer der klassischsten Sternengucker findet demnächst den Weg auf eine große Bühne. Das scheint mir nur, eine weitere Extension seiner Ganzheitlichkeit zu sein.
Genau, Sie liegen richtig, die Rede ist von Wallenstein, Herzog zu Friedland, kaiserlicher Generalissimus im Dreißigjährigen Krieg.
Sie ahnen, lieber Leser, im Bezug auf den gewählten Titel, Wallensteins größtes Problem ist nicht der Krieg, seine Zahlungsunfähigkeit und die damit verbundene Spaltung seines Heeres, oder sogar dieser Octavio. Nein. Wallensteins Problem ist seine Sternenguckerei. Immer wieder lässt er sich sein Horoskop auslegen, beteuert, Octavio und er seien unter dem gleichen Sterne, glaubt daran und scheitert (siehe Titel letzter Teil).
Und da Sie das jetzt wissen, und auch schon vorher wussten, dürfen Sie, wenn Sie doch nicht ins Kino gehen, trotz Pausen, innerhalb von zehn Stunden ruhig mal auf die Uhr blicken, bei Kindl an Bier denken, gemeinsam mit ihrem Nachbarn nach einer Zigarette schmachten. Sie haben das Recht, sich mal zu langweilen und den Tartar vom Fisch ungegessen zurückzugeben. Und wenn Sie beim Verlassen dieser Halle doch mal vom Sektglas in den Berliner Himmel schauen, ist das völlig okay.
Aber bitte nur in Maßen. Aber vielleicht sollten Sie auch mal auf den Neukölner Boden gucken.
Herzlichste Grüße!
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Stefanie Roenneke, Dienstag, 01 May 2007, 10:26 Uhr
Stadtrundfahrt
unterwegs
"Etwas dick. Schon etwas zu dick."
Ich bin mit der Straßenbahn 302 gefahren, weil ich Straßenbahnen mag und vieles, was sich auf Schienen bewegen kann - Züge. Und denke jetzt an den Klang, der durch den Rhythmus des fahrenden Zuges erzeugt wird, während ich unter der Brücke stand, die über die Castroper Straße verläuft.
Ich setzte mich in Fahrtrichtung rechts auf einen Platz der Dreiersitzgruppe direkt neben der Tür.
Sie war also dick, so dass man die Füße nicht mehr sieht, wenn man den Kopf senken und nach unten blicken würde, sowie es äußerst schwierig wäre, sich nach vorne zu beugen und etwas Heruntergefallenes aufzuheben. Was hinzu noch äußerst beschwerlich wirkt. Auf ihrer doch recht kleinen Nase, des eigentlich breiten Gesichts, trug sie eine große Sonnenbrille mit einem gelben Kunststoffrahmen. "Ist das noch das "CE"-Siegel auf dem Brillenglas?" Sie hatte Farbe auf den Lippen, die langsam verschwand, wie das schwarzweiße Polaroidbild, wenn man es nicht mit den "Polaroid Print Coater" behandelte, konservierte. Die leicht zitronengelbe Sommerjacke, die ihren Oberkörper betonte, war leider aus dem falschen Stoff. Im Gegensatz zu ihrem waschbaren Stoffbeutel, auf dem "Sonnenschein" stand. Ihre Schuhe schienen mir etwas zu klein für ihre Füße. Die Absätze waren noch tadellos. Sie stand auf. Ich blickte auf den Fahrkartenentwerter und las auf dem Fabrikationsschild: "Kulissenstadt". Ich verlese mich oft.
dort
War gestern auf einer Party und fand, dass meine neue Handtasche doch sehr gut zu den weinroten Fließen im Badezimmer passte.
hier
3 Tassen Kaffee
1 Glas O-Saft
1 Joghurt
Weintrauben
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Ingo Niermann am Mittwoch, 02 May 2007, 12:06 Uhr:
Wann begann das Scheibenritzen? Ich vermute, es verhält sich zum Graffiti ähnlich wie der Achteckteller zu Memphis. Oder verhält es sich umgekehrt? Eigentlich ist das Ritzen ja eine urtümlichere Tätigkeit als das Sprayen.
Till Huber am Mittwoch, 02 May 2007, 13:10 Uhr:
Vielleicht verhält sich Scheibenritzen zu Throbbing Gristle wie Achteckteller zu Prefab Sprout?
Stefanie Roenneke am Mittwoch, 02 May 2007, 14:56 Uhr:
Leider sieht man auf dem Bild nicht die wirklich gelungenen und so genannten "tags", die sich auf dem Sitz befinden. Diese könnten als das Spiegelbild zum Kratzer an der Scheibe interpretiert werden und würden somit ein gelungenes Ganzes ergeben.
Ich glaube das Ritzen war vorher da. Man braucht dazu nicht viel. Die Affinität dazu beginnt auch schon im jungen Alter, wenn man gelangweilt das Küchenfensterbrett kennzeichnet, oder noch früher, wenn man mit einem Stock Zeichen in den Sandkastensand malt.
Später, aus evolutionären Gründen, werden dann die beritzten Stoffe fester und härter (bei manchen auch weicher). Wegen der Herausforderung.
Ingo Niermann am Mittwoch, 02 May 2007, 22:48 Uhr:
Das Tischeritzen ist ein Klassiker. An zerritzte Scheiben kann ich mich vor Mitte der achtziger Jahre nicht erinnern. Vielleicht sah ich sie auch erstmals in Berlin, kurz vor 1990.
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